Neuer Microsoft-Chef Nadella:Der freundliche Nerd

Satya Nadella Microsoft

Herr der Computer-Wolken: Satya Nadella soll Microsoft führen.

(Foto: David Paul Morris/Bloomberg)

Sein Geschäftsbereich zählt zu den erfolgreichsten des Konzerns: Laut Medieninformationen wird Satya Nadella als Microsoft-Chef Steve Ballmer beerben. Er leitet bisher die Cloud-Computing-Sparte und soll die richtigen Mittel im Kampf gegen Google und Amazon finden.

Von Helmut Martin-Jung

"Vier Wörter habe ich für euch", brüllt der bullige Mann ins Mikrofon: "Ich. Liebe. Diese. Firma!" Die Auftritte des Steve Ballmer auf Konferenzen sind legendär. Wenn Anfang April wieder Tausende Programmierer zu Microsofts Build-Conference nach San Francisco kommen, werden sie sich wohl auf andere Töne gefasst machen müssen: leisere, aber keineswegs weniger bestimmte. Denn es wird nach Informationen von Bloomberg und Reuters Satya Nadella sein, der "freundliche Nerd", wie sie ihn bei Microsoft intern nennen, der sie als Chef begrüßt.

Nadella, 46, geboren in der indischen Großstadt Hyderabad und schon mehr als 20 Jahre bei Microsoft, ist bisher vor allem jenen ein Begriff, die sich professionell mit Computern beschäftigen. In den vergangenen Jahren war er für ein Projekt zuständig, das wichtig ist - viele würden sogar sagen das Wichtigste für Microsoft: Cloud Computing. Doch dieser Bereich spielt sich eben mehr im Hintergrund ab. Es geht darum, Dienste, die man früher auf dem eigenen Rechner erledigte oder auf Firmenservern, auszulagern in Rechenzentren. Diesen Wandel hat Nadella sehr erfolgreich vollzogen - seine Sparte zählt zu den erfolgreichsten des Konzerns.

Nadella, der Informatik und Wirtschaft studiert hat, spricht bei seinen Auftritten stets überlegt, sicher und strukturiert. Er ist sich klar, wer hier seine Gegner sind: Google und, vor allem, Amazon. Amazon, keineswegs nur ein Internethändler, hat in den vergangenen Jahren sein Cloud-Geschäft mit aller Macht ausgebaut. Nadella weiß aber auch, dass das Geschäft von Microsoft an vielen anderen Fronten stattfindet. Mit der Spielkonsole Xbox One bedient der Konzern eine völlig andere Zielgruppe, mit den Tablets der Marke Surface und den Geräten von Nokia - demnächst wird der große Deal mit den Finnen umgesetzt - wandelt sich Microsoft, der Softwarekonzern, zu einer Computerfirma, die wie Apple alles aus einer Hand anbietet.

Steter Wandel, das ist ganz im Sinne von Nadella: "Man muss sich jeden Tag neu erfinden", sagte er vor Kurzem auf der Konferenz Le Web in Paris, "manchmal klappt das, manchmal nicht." Was aber zähle, sei das Durchschnittsergebnis. Keineswegs aber dürfe man versuchen, nur das alte Geschäft profitabel zu halten. "Das", sagte er in Paris, "geht nicht lange gut. In unserem Geschäft respektiert man nicht Tradition, sondern ob man auch künftig innovativ und relevant ist."

Nadella kann darauf hoffen, dass ihm nicht zu viel Gegenwind von seinen Vorgängern entgegenbläst. Denn Firmengründer Bill Gates wird wohl künftig nicht mehr Vorsitzender des Aufsichtsrates sein - und Steve Ballmer womöglich keinen Sitz erhalten. Für Microsoft aber ist es nur gut, wenn der verkorkste Findungsprozess nun in der Person Nadella ein vielversprechendes Ende bekommt.

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