Neuer Job für Ex-Premier:Gestatten: Tony Blair, Handtaschen-Model

Konkurrenz für Horst Schlämmer: Ex-Premier Blair will offenbar für Handtaschen werben. Die Briten lästern, da habe einer seine Bestimmung gefunden.

Michael König

Es gibt nicht viele männliche Werbeträger für Handtaschen. Hierzulande hat sich das Kerkeling-Alter-Ego Horst Schlämmer um diese modische Erscheinung verdient gemacht, als er im Bundestagswahlkampf 2009 durch Berlin zog, um für seinen Film "Isch kandidiere" zu werben. Immer am Mann: Eine speckige Herrenhandtasche.

Tony Blair wirbt für Louis Vuitton; Reuters

Der ehemalige britische Premierminister Tony Blair macht jetzt in Mode: Er wirbt für einen Hersteller von Luxusgütern.

(Foto: Foto: Reuters)

Obwohl er in der modisch stets topaktuellen Hauptstadt heftig umjubelt wurde, gelang es Schlämmer nicht, das Accessoire als Trend zu etablieren. Kurz darauf verschwand er von der Bildfläche - und machte damit unwissentlich Platz für einen anderen Politiker von ähnlichem Weltrang, der 2010 zum Botschafter der Handtasche aufsteigen könnte: Tony Blair.

Sechsstelliges Jahresgehalt

Der ehemalige Premierminister Großbritanniens ist als Berater des Luxusgüter-Herstellers Louis Vuitton Moët Hennessy (LVMH) im Gespräch, die Verhandlungen sind angeblich weit gediehen: Für ein sechsstelliges Jahresgehalt soll er in Zukunft Kunden davon überzeugen, in Louis-Vuitton-Gepäckstücke, Moët-&-Chandon-Champagner oder Hennessy-Cognac zu investieren.

Das berichten übereinstimmend mehrere britische Medien, die zum Teil belustigt, zum Teil sehr kritisch darüber berichten, dass sich Blair nun ein weiteres Millionengehalt in die eigene, edle Tasche stecken wird: Seit Januar 2008 berät er die britische Bank JP Morgan und ein Züricher Finanzunternehmen. Insgesamt soll Blair 2,5 Millionen Pfund pro Jahr verdienen.

Der einstige Begründer von New Labour und strahlende Vorzeigepolitiker der Sozialdemokratie ist außerdem als Sonderbeauftragter für den Nahostkonflikt tätig - doch nun habe er seine "wahre Bestimmung" gefunden, lästert etwa die Tageszeitung The Guardian: Der Mann sei schon immer von Mode besessen gewesen. "Er hat Labour ein neues Äußeres verpasst und er liebt es, das Gleiche mit sich selbst zu tun."

Zudem passe das Engagement von Louis Vuitton hervorragend zu Blairs Ruf, der dressierte "Pudel" des damaligen US-Präsidenten George W. Bush gewesen zu sein: Louis Vuitton hat Handtaschen im Sortiment, in denen kleine Hunde transportiert werden können - zu den Kunden gehört beispielsweise die hauptberufliche Millionärstochter Paris Hilton.

Und dann ist da noch die Anekdote von einem anderen großen Staatsmann, der dem Taschenhersteller sein Gesicht geliehen hat: Der ehemalige sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow ließ sich 2007 im Fond einer Nobelkarrosse in Berlin fotografieren. Im Hintergrund ein Reststück der Berliner Mauer, und auf dem Sitz neben ihm: Reisegepäck von Louis Vuitton. Die ganze Last der Geschichte, verpackt in einem kleinen Koffer.

Für Blair wäre das Engagement, sofern es tatsächlich zustande kommt, auch ein Freundschaftsdienst für Bernard Arnault, den reichsten Mann Frankreichs: Der Vorstandsvorsitzende des LVMH-Konzerns ist ein alter Freund der Familie Blair.

Die Opposition zählt genüsslich auf, welche großzügigen Dienste Arnault seinem Freund Tony schon erwiesen haben soll: Luxusanwesen des Millionärs sollen den Blair-Kindern bei Praktika in Frankreich als Schlafstätte zur Verfügung gestanden haben. Auch sollen die Eheleute Blair Stammgäste auf Arnaults Yacht sein.

Die geschäftliche Verbindung mit LVMH wäre da der nächste Schritt für Blair, der vor wenigen Wochen noch als erster EU-Ratspräsident gehandelt wurde. Dieses Amt bekam bekanntlich der Belgier Herman Van Rompuy. Dass sich Blair stattdessen nun mit Handtaschen beschäftigen könnte, würde Horst Schlämmer wahrscheinlich so kommentieren: "Weißte Bescheid."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: