Neuer Investor für zahlreiche Ihr-Platz-Filialen:Mäc Geiz statt Ihr Platz

Die Handelsgruppe MTH Retail will 109 Filialen der Drogeriemarktkette Ihr Platz von Schlecker übernehmen - und wohl unter der Marke Mäc Geiz weiterlaufen lassen. Derweil zeigt sich, dass Schlecker weit mehr Schulden hat als bislang gedacht.

Der Insolvenzverwalter der Drogeriemarktkette Ihr Platz hat einen Käufer für weitere gut 100 Filialen der Schlecker-Tochter gefunden. Die österreichische MTH-Gruppe um den Unternehmer Josef Taus stehe vor der Übernahme von bis zu 110 Niederlassungen. "Am Freitag ist die Unterzeichnung des Vertrages mit MTH Retail geplant", sagte der Sprecher des Insolvenzverwalters. Die österreichische Unternehmensgruppe wollte Ihr Platz ursprünglich komplett übernehmen und weiterführen.

Ihr-Platz-Filialen stehen bei Wettbewerbern hoch im Kurs

Die Zukunft von mehr als 200 Ihr-Platz-Filialen scheint gesichert.

(Foto: dapd)

MTH ist in Deutschland bereits mit den Discount-Ketten PfennigPfeiffer und Mäc Geiz im Einzelhandel vertreten. In Österreich gehören die Bürobedarfshändler Libro und Pagro zu der Gruppe. Nach der Übernahme wolle MTH die Ihr-Platz-Filialen in den Haushaltsdiscounter Mäc Geiz integrieren und dabei möglichst viele Arbeitsplätze erhalten. Es handele sich dabei in erster Linie um Filialen mittlerer Größe mit Ladenflächen zwischen 250 und 350 Quadratmetern.

104 Filialen übernimmt Rossmann

Am Mittwoch hatte sich der Insolvenzverwalter Werner Schneider mit dem Drogerie-Filialisten Rossmann auf die Übernahme von 104 Ihr-Platz-Filialen geeinigt. Er will die umsatzstarken Standorte mit rund 800 Beschäftigten und dem kompletten Warenbestand in sein rund 1.600 Filialen umfassendes Netz integrieren. Dazu ist aber noch die Freigabe des Bundeskartellamts und die Genehmigung der Immobilienvermieter nötig.

Wenn beide Deals durchgehen, bleibt die Zukunft von knapp 280 Filialen der Schlecker-Tochter ungewiss. Zu den weitere Interessenten für Ihr Platz zählen der Drogerie-Marktführer dm sowie die Textil-Einzelhandelskette NKD. Vom Erfolg der Übernahmen hängen die Arbeitsplätze von etwa 4000 Beschäftigten ab.

Ihr Platz war eine Tochtergruppe der Drogeriekette Schlecker. Nachdem Schlecker im Januar Insolvenz angemeldet hatte, rutschte Ihr Platz mit in die Zahlungsunfähigkeit. Sämtliche Schlecker-Läden sind mittlerweile geschlossen, 25.000 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz.

Gläubiger fordern mehr als eine Milliarde

Am Mittwoch nahm die Staatsanwaltschaft Firmengründer Anton Schlecker und seine Familie ins Visier. Gegen insgesamt 14 Person wird wegen des Verdachts von Bankrott, Untreue und Insolvenzverschleppung ermittelt.

Was Ergebnis der Ermittlungen dürfte vor allem die 22.000 Gläubiger von Schlecker interessieren. Sie fordern mehr als eine Milliarde Euro von der insolventen Drogeriekette. Das sagte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz im Anschluss an einen Prüfungstermin am Landgericht Ulm. "Das sind die bislang angemeldeten Forderungen", sagte Geiwitz. Er erwarte aber noch viele weitere Forderungen, die von Arbeitnehmern noch nachgereicht würden.

Große Hoffnung machte der Insolvenzverwalter den Gläubigern weiterhin nicht. "Es bleibt dabei", sagte er über die Quote, die wahrscheinlich eher gering ausfallen könnte. Davon ausgenommen sind Forderungen mit Eigentumsvorbehalten, diese werden mit als erstes bedient.

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