Neuer Impfstoff:Rettet die Bienen

Neuer Impfstoff: Sieht aus wie ein pralles Leben mit Pollen und Nektar. Aber Bienen leben gefährlich.

Sieht aus wie ein pralles Leben mit Pollen und Nektar. Aber Bienen leben gefährlich.

(Foto: Patrick Pleul/dpa)

Die Amerikanische Faulbrut gefährdet ganze Bienenvölker. Nun will ein Start-up einen Impfstoff auf den Markt bringen.

Von Elisabeth Dostert

Das Leben von Bienen, ob nun wild oder domestiziert, ist bei weitem nicht so schön, wie sich das manche Menschen vorstellen: den ganzen Tag in der Sonne rumfliegen von Blüte zu Blüte, Pollen verbreiten, Nektar saugen, ein architektonisch anspruchsvolles Zuhause, klare Hierarchien mit einer Monarchin an der Spitze. Für den Großteil des Volkes, eigentlich für fast alle Bewohner eines Stockes, ist es eher ein Leben voller fremdbestimmter Arbeit. Es wird durch Formulierungen wie "fleißiges Bienchen" bestenfalls verniedlicht. Für Bienen gibt es zahlreiche Bedrohungen: Menschen (nicht alle), Schädlinge wie der Kleine Beutekäfer, Feuersbrünste, Dürren, Seuchen und Parasiten wie die Varroamilbe. Das alles liest sich doch eher wie ein täglicher Kampf ums Überleben.

Dabei ist jede Bedrohung von Bestäubern wie Bienen eine Gefahr für die Menschheit, zumindest für ihre Versorgung mit Lebensmitteln und die Artenvielfalt, das sagen viele Studien und Beiträge. Die Fangemeinde ist ziemlich groß: Bienen seien Teil der biologischen Vielfalt, "von der unser aller Überleben abhängt", schreibt Unep, das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UN) auf seiner Internetseite. Die FAO, die für Ernährung und Landwirtschaft zuständige Organisation der UN, schätzt den Wert der Ernten von Nutzpflanzen, deren Ertrag davon abhängt, dass ihre Blüten bestäubt werden, auf 235 bis 577 Milliarden Dollar im Jahr.

Eine der größten Bedrohungen für Honigbienen ist laut dem Friedrich-Löffler-Institut, eine für Tiergesundheit zuständige Behörde und ein Forschungsinstitut, die Amerikanische Faulbrut. Sie ist eine bakterielle Erkrankung. Der Erreger Paenibacillus larvae infiziert und tötet die Brut der Biene, erwachsenen Tiere sind gegen den Erreger resistent. Dennoch sei der wirtschaftliche Schaden unter Umständen enorm. Die Seuche kann letztlich zum Verlust ganzer Bienenvölker führen. Die widerstandsfähigen Sporen haben ein sehr hohes Verbreitungspotenzial, so der Friedrich-Löffler-Institut. Wie bei allen Wesen, die in großen Populationen eng beieinander leben, verbreitet sich die Krankheit in den Stöcken sehr schnell.

Da macht eine Nachricht aus den USA ein wenig Hoffnung. Das Start-up Dalan Animal Health will einen Impfstoff gegen die Seuche auf den Markt bringen, der der Bienenkönigin oral verabreicht wird. In der jüngsten Finanzierungsrunde sammelte Dalan nach einem US-Medienbericht 3,6 Millionen Dollar ein. Laut Homepage steht die Zulassung in den USA noch aus.

Der Erreger der Amerikanischen Faulbrut wurde erstmals Anfang des 20. Jahrhunderts in Amerika beschrieben. Die Seuche ist jedoch schon immer in Europa verbreitet gewesen. Für Menschen sei die Amerikanische Faulbrut unbedenklich, so das Institut. 2022 wurden dem Tierseuchennachrichtensystem bislang bundesweit 66 Fälle gemeldet, so das Friedrich-Löffler-Institut. Die Zahlen schwanken sehr. 2021 waren es insgesamt 91, 2020 wurden 162 Fälle gemeldet, im Jahr davor 203. Es handelt sich um eine anzeigenpflichtige Tierseuche. Imker müssen den Befall dem Veterinäramt melden.

Was dann geschieht, ist in der Bienen-Seuchenverordnung geregelt und wird vom Amtstierarzt beaufsichtigt. Da die Sporen des Erregers "ausgesprochen widerstandsfähig und langlebig seien", müssen dem Institut zufolge alle Gerätschaften, die Behausung sowie das gesamte Bienenvolk als infektiös betrachtet werden. Die Bekämpfung ist für den Imker aufwändig und teuer, nicht selten droht der Totalverlust. Die Bienen können in neue und desinfizierte Stöcke umgesiedelt werden, das gesamte verseuchte Wabenmaterial wird vernichtet. Die "effektivste Methode" zur Bekämpfung der Faulbrut sei das Verbrennen erkrankter Bienenvölker, so das Institut.

Beim Impfstoff gegen die Amerikanische Faulbrut soll es nicht bleiben. Dalan hat noch mehr Impfstoffe in der Pipeline, zum Beispiel Mittel gegen die Europäische Faulbrut und die Kalkbrut. Das klingt ein wenig nach Biontech, nur das die Vakzine eben nicht für Menschen, sondern für Bienen bestimmt sind. Die gefährdete Population ist auf alle Fälle größer.

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