Neuer Chef bei Escada:Der lang gesuchte Retter

Glenn McMahon

Escada musste lange suchen. Jetzt hat der Modekonzern einen neuen Chef: Glenn McMahon

(Foto: Michael Tinnefeld/Escada)
  • Das bayerische Modeunternehmen Escada hat endlich einen neuen Chef gefunden: Glenn McMahon, den ehemaligen Mitdesigner von Hugo Boss sowie Dolce & Gabbana.
  • Als neuer Boss präsentiert er sich bisher jedoch nicht.
  • Sein Vorgänger war zur Streetwear-Marke Bench gewechselt.

Von Hanna Maier

Der neue Chef muss erst noch ankommen

Er müsse erst mal ankommen, betont Glenn McMahon, 56, wieder. Das hat er gerade schon einmal gesagt. Wird es mit ihm als neuen Chef Veränderungen im Escada-Konzept geben? Wenn er angekommen sei, denke er darüber nach. Welche geschäftlichen Ziele hat er? Das könne er nicht sagen, er sei ja gerade mal ein paar Tage in Deutschland.

Anstatt sich selbst als neuer Boss zu präsentieren, wird der neue Vorstandschef der Luxusmodemarke Escada am Mittwoch von einer anderen Person eingeführt: Die Eignerin der Firma, Megha Mittal, lässt ihren lang gesuchten Retter nicht aus den Augen. Wenn die Fragen zu kritisch werden, springt sie ein, sie hat ihn an der kurzen Leine und McMahons Antwortschatz scheinbar auf diesen einen Satz getrimmt: Erst mal ankommen. Etablieren, könnte man auch sagen.

Zuletzt stand Escada wegen der langen Suche nach einem Chef in den Schlagzeilen. McMahons Vorgänger Bruno Sälzer war im vergangenen Jahr gegangen. Ausgerechnet zur billigen Streetwear-Marke Bench wechselte er. Megha Mittal und ihr neu erwählter Finanzchef Jörg Wahlers leiteten Escada von Oktober bis Dezember kommissarisch, weil sie keinen Nachfolger fanden. An die Stelle des charismatischen Sälzer, der Escada aus der Insolvenz geführt hatte, tritt nun also der zugeknöpfte Amerikaner aus New York, der erst mal ankommen muss.

Bitte nichts Geschäftliches

Mittal und McMahon äußern sich nicht zu dem Thema. "Heute geht es um Mode, nicht ums Geschäftliche. Wir wollen feiern." Den Satz hat Mittal anscheinend einstudiert. In der Porzellanmanufaktur des Schlosses Nymphenburg wurde nämlich zu einem groß angelegten Mädchentraum geladen: Pinke Luftballons, Porzellanpferdchen und Zimmermädchen mit weißen Schürzen und Spitzenhäubchen. Das Highlight der Modenschau: ein bodenlanges Prinzessinnenkleid in Rosa, besetzt mit silbernen Pailletten. Und zwischen all dem Glanz sitzen mit starren Mienen McMahon und Mittal. Es geht eben doch ums Business.

Escada-Übernahme perfekt

Für Escada gibt es nach eigener Aussage viele Zielgruppen. Die Modefirma will die Preise senken und mehr Kundinnen ereichen.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Während der Prinz von Bayern im Nebenraum Platz nehmen muss, sitzt dicht bei Escada-Eignerin Megha Mittal der Chefeinkäufer des Luxusmodeportals "mytheresa.com", Justin O'Shea. Er macht keinen Hehl daraus, dass er überlege, bei Escada einzukaufen. Sollte die Marke bei ihrer Linie bleiben. Ihm fehle nur der eine Escada-Stil, sagt der Experte zur Süddeutschen Zeitung.

Kein Escada-Stück, das man von weitem erkennt

"Wir wollen heute diese Zusammenkunft zwischen Mode und Kunst zelebrieren", verkündet Megha Mittal unaufgeregt, fast anteilnahmslos. McMahon stellt sich genau so unspektakulär als ehemaliger Mitdesigner von Hugo Boss und Dolce & Gabbana vor. Er kenne Escada bereits seit 25 Jahren. Die Kundinnen seien ihm sehr vertraut.

Unisono erklären beide, es gebe nicht die eine Zielgruppe. Die Frau von heute sei elegant, selbstbewusst, erfolgreich. Der Markt wächst, Escada senkt die Preise, will mehr Kundinnen erreichen, eine klare Linie bleibt damit aus. Es wird nicht das eine Escada-Stück geben, das man, so wie das Chanel-Kostüm, schon vom weiten erkennt, so heißt es.

Escada, das bayerische Unternehmen aus Aschheim, schaut auf der Suche nach einem Ziel sehr angestrengt nach vorne. Doch ein Umbau des Unternehmens bringt nicht automatisch den modischen Coup. Der bleibt nach Einschätzung der Experten aus.

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