Viele Internetnutzer verbringen mehr Zeit mit ihrem Browser als in ihrem Auto. Sie sollten sich also mit dieser wichtigen Software auseinandersetzen, die ihnen den Weg durchs World Wide Web bahnt, ihre Möglichkeiten kennen und ihre Schwächen. Das gilt vor allem bei der Entscheidung für einen neuen Browser - Firefox 3.5 etwa.
Dieser wird voraussichtlich am 30. Juni veröffentlicht und steht dann zum kostenlosen Download bereit. "Mehr als 5000 Verbesserungen haben wir in die Version 3.5 eingebaut", sagt Mike Shaver, einer der Chefentwickler bei Mozilla, der Organisation, die neben einem Heer ehrenamtlicher Mitarbeiter hinter dem Browser steht.
Die meisten Verbesserungen stecken sozusagen "unter der Haube" und sind für den Nutzer so erst einmal nicht sichtbar. Sehr wohl sichtbar - oder besser spürbar - soll das höhere Tempo sein, das der 3.5er bei der Arbeit an den Tag legt: "Firefox 3.5 ist doppelt so schnell wie der Vorgänger", sagt Mike Shaver.
Der Seitenaufbau gehe fixer vonstatten, aber auch Online-Anwendungen wie Webmail würden flotter laufen, so Shaver. Auch die webbasierte Bildbearbeitung funktioniere schneller. "Ja", die Geschwindigkeit habe sich deutlich verbessert, bestätigt Jo Bager von der Computerzeit c't in Hannover, der den neuen Browser mit Kollegen bereits getestet hat. Den Internet Explorer überhole der 3.5er locker. Aber an Chrome und Safari, den Browsern von Google und Apple, komme er tempomäßig nicht vorbei.
Eine Neuerung ist der Einsatz des Video-Codecs Ogg Theora: Dieses Stück Software macht es unter anderem möglich, Videos auf einer Website so einfach einzusetzen wie Fotos - eine zusätzliche Software zum Abspielen der Filme ist nicht mehr nötig.
Auf ein Plug-in wie Flash könnte dann verzichtet werden. Jetzt müssten nur noch die Betreiber von Internetseiten diese Technik einsetzen - was angesichts des kostenlosen Codecs und der Tatsache, dass Firefox weltweit rund 300 Millionen Nutzer hat, durchaus attraktiv ist. In Deutschland hat der Firefox mit einem Nutzeranteil von 40 Prozent die beiden jüngsten Versionen 7 und 8 des Internet Explorers (IE) bereits überholt, so die Zahlen der Marktforscher von Fittkau & Maaß in Hamburg.
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Einen wichtigen Schritt haben die Entwickler von Firefox 3.5 beim Thema Datenschutz gemacht: Wie beim Google-Brwoser Chrome können 3.5-Anwender mit einem Klick eine "private" Sitzung starten, bei der dabei angesammelte Daten hinterher automatisch gelöscht werden.
Abgesehen von der Möglichkeit dazu bietet der neue Firefox weitere neue Feinwerkzeuge, um Spuren des Surfens zu verwischen: So lassen sich beispielsweise nur die Daten löschen, die in der vergangenen Stunde, am jeweiligen Tag oder beim Surfen auf einer bestimmten Seite gespeichert wurden.
Man muss also nicht mehr den gesamten Verlauf löschen. "Das ist zum Beispiel interessant, wenn ich auf dem Familienrechner gerade ein Geschenk für meine Frau bei Amazon bestellt habe", erklärt Bager.
Interessant ist auch die Möglichkeit, nach einem Absturz des Browsers in der Wiederherstellungsfunktion einzelne Seiten auswählen zu können. Es könnte ja sein, dass der Absturz von einer bestimmten Seite verursacht wurde, die nicht noch einmal in den Browser geladen werden soll.
Für die mobile Anwendung interessant: Firefox 3.5 setzt auf die sogenannte Geolocation. Stimmt der Nutzer dem ausdrücklich zu, ermittelt Firefox den Aufenthaltsort des Rechners beziehungsweise des Nutzers. Somit wäre es möglich, das eine entsprechend entwickelte Website ortsgebunde Informationen an den Nutzer übermittelt - Angaben zu Hotels oder Restaurants in der Nähe etwa.
"Die Daten zum Aufenthaltsort sehen wir nicht, und wir speichern sie auch nicht", versichert Mike Shaver. Sein Kollege Tristan Nitot, Präsident von Mozilla Europa, fügt hinzu: "Sie müssen uns nicht trauen - sie können einfach unter die Haube gucken." Firefox ist eine offene Software. Jeder darf sich den Quellcode des Programms ansehen und kann so Fehler oder Schwachstellen finden.