Neuer Besitzer für Volvo:Lehrer-Autos - made in China

Das Schicksal von Volvo ist geklärt: Der US-Autokonzern Ford übergibt den schwedischen Hersteller an neue Besitzer - und die kommen aus Fernost.

Die traditionsreiche schwedische Automarke Volvo geht in chinesische Hände über. Käufer wird der Autohersteller Geely sein. Der Volvo-Mutterkonzern Ford bestätigte ebenso wie Geely die Einigung in "in allen wesentlichen Punkten". Allerdings gibt es noch offene Fragen nicht zuletzt mit Blick auf die Finanzierung. Sie sollen Anfang des kommenden Jahres gelöst werden. Die endgültige Einigung über den Verkauf der Edelmarke wird im zweiten Quartal angestrebt, hieß es weiter.

Volvo, Foto: dpa

Der chinesische Geely-Konzern übernimmt den Autohersteller Volvo.

(Foto: Foto: dpa)

"Alle wichtigen kommerziellen Fragen zum möglichen Verkauf von Volvo zwischen Ford und Geely sind geklärt", teilte der amerikanische Konzern mit. Geely bestätigte, dass Volvo nach der geplanten Übernahme seine weltweit führende Position bei Sicherheits- und umweltfreundlicher Autotechnik selbstständig behalten und ausbauen soll. In Deutschland eilt Volvo der Ruf voraus, Autos zu produzieren, die gerne von Lehrern gefahren werden.

Überlebensfähiger Hersteller

Ford zieht sich komplett aus allen Eignerfunktionen bei Volvo zurück. Die als besonders kompliziert geltenden Patentfragen sollen geklärt sein. Geely-Chef Li Shufu sagte zu den Endverhandlungen: "Geely wird sich bemühen, die Transaktion mit allen betreffenden Partnern abzuschließen, was im Interesse aller ist."

Ford hat seine seit dem vergangenen Jahr mit hohen Verlusten agierende Tochter in Schweden kurz nach Ausbruch der Finanzkrise zum Verkauf angeboten. Volvo produzierte 2008 mit 20.000 Beschäftigten knapp 375.000 Wagen. Das Unternehmen wurde trotz massiver Absatzeinbrüche immer als überlebens- und verkaufsfähig eingestuft.

Das 1927 in Göteborg gegründete schwedische Unternehmen wurde 1999 von seinen heimischen Eignern teilweise an Ford verkauft: Während die Pkw-Sparte komplett in US-Hände überging, verblieb die Herstellung von Nutzfahrzeugen unter dem alten Namen bei den skandinavischen Eignern.

Chancen in Asien

Volvo produziert neben dem schwedischen Stammsitz auch in Belgien, China, Malaysia und Thailand und galt bis auf die Schlussphase mit den Folgen der Finanz- und Autokrise und einem massiven Absatzeinbruch stets als erfolgreiche Ford-Tochter.

Die seit Monaten geführten Übernahmeverhandlungen mit Geely wurden von den schwedischen Gewerkschaften zunächst eher skeptisch begleitet. Es hieß immer wieder, Geely habe keinerlei eigene Erfahrung mit der Produktion hochmoderner Autos mit komplexer Technik. Außerdem sei die Verlagerung der Produktion aus Europa nach China zu befürchten. Als Plus mit Geely galt dagegen der unmittelbare Zugang zu den großen Wachstumsmärkten in Asien.

Beim kleineren schwedischen Volvo-Konkurrenten Saab fürchten dagegen 3400 Beschäftigte akut um die Existenz ihres Arbeitgebers: Der bisherige Mutterkonzern General Motors will das Unternehmen stilllegen, verhandelt allerdings in letzter Minute noch mit dem niederländischen Sportwagenhersteller Spyker.

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