Geld ist schon geflossen
Einen Tag vor Ende einer Zahlungsfrist hat sich der russische Investor Viktor Charitonin beim insolventen Nürburgring eingekauft. Der Pharmaunternehmer sei an der Firma NR Holding beteiligt, die zwei Drittel an der Besitzgesellschaft übernommen habe, teilten die Nürburgring-Sanierer am Donnerstag mit. Sie sprachen von einem finanzstarken und langfristigen Partner.
Damit sei der Kaufvertrag planmäßig umgesetzt und eine drohende Stilllegung der Asphaltschleife vom Tisch.
An diesem Freitag wäre eine zweite Kaufpreisrate von fünf Millionen Euro für die legendäre Eifel-Rennstrecke fällig geworden, die der neue Anteilseigner bereits bezahlt habe - auch Geld für eine Rate im Dezember sei schon geflossen. "Dies ist ein positives Signal für Veranstalter, Kunden und Mitarbeiter", sagte der Sprecher der Sanierer, Pietro Nuvoloni.
Spekulationen um Zahlungsschwierigkeiten von Eigentümer Wild
Charitonin übernimmt die Anteile des mittelständischen Autozulieferers Capricorn. Dessen Chef Robertino Wild hatte im März zusammen mit der Motorsportfirma Getspeed den Zuschlag für den Ring erhalten. Offenbar hatte Wild jedoch Schwierigkeiten, den Bar-Anteil des Kaufpreises von 77 Millionen Euro aufzubringen. Wild übertrug seine Anteile kürzlich an einen Treuhänder, bevor sie nun an die NR Holding gingen. Das übrige Drittel hält weiter Getspeed.
Wegen der Spekulationen um Wilds Zahlungsschwierigkeiten hatte Ring-Sachwalter Jens Lieser vor einigen Wochen davon gesprochen, dass das Vertrauensverhältnis beeinträchtigt sei. Wenn die aktuelle Rate nicht gezahlt worden wäre, hätte der gesamte Kaufvertrag platzen können. Schlimmstenfalls hätte eine Stilllegung des Nürburgrings gedroht. Nun wechselt nur ein Gesellschafter. Die Rennen am Ring und andere Veranstaltungen sollen davon nicht betroffen sein.
Turbulente Jahre
Die Rennstrecke, auf der auch die Formel 1 ihre Runden dreht, lockt seit 1927 Motorsportfans und Touristen an. Der Nürburgring hat turbulente Jahre hinter sich.
Die frühere SPD-Alleinregierung unter dem damaligen Ministerpräsident Kurt Beck hatte am Ring vor einigen Jahren einen zu großen Freizeitpark bauen lassen. Bis zu einer halben Milliarde Euro Steuergeld gilt deshalb als verloren. Der Versuch der Privatfinanzierung scheiterte 2009, weshalb der rheinland-pfälzische Finanzminister Ingolf Deubel (SPD) zurücktrat. Ein Schweizer Geschäftsmann hatte zuvor einen angeblichen US-Investor in Aussicht gestellt, dessen Scheck sich als ungedeckt herausstellte. Das Landgericht Koblenz verurteilte Deubel im April 2014 wegen Untreue zu dreieinhalb Jahren Haft, das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.