Dem oscarprämierten Österreicher Christoph Waltz ist kürzlich die Ehre zu Teil geworden, die amerikanische NBC-Comedy-Show Saturday Night Live anzumoderieren. Dies, so wissen Kenner des amerikanischen Showgeschäfts, war zuvor noch keinem deutschsprachigen Prominenten vergönnt.
Nimmt man es aber nicht ganz so genau und berücksichtigt auch prominente Gastspiele in eingeblendeten Film-Schnipseln, gelangt man zu dem Schluss, dass der eher zierliche Herr Waltz bei seinem Auftritt in ziemlich großen Schuhen stand: denen von Mister Universum, seines Landsmannes Arnold Schwarzenegger.
1991, der Terminator war gerade in die Kinos zurückgekehrt, stand der berühmteste Sohn der Steiermark stocksteif in einem Klassenzimmer, während seine falschen Vettern Hans und Franz die Schulkinder über die Kunst der Kraftmeierei im Allgemeinen und die Vorzüge der Ganzkörperrasur im Speziellen aufklärten. Irgendwann wird es dem großen Arnold zu bunt. Er erinnert die Kinder daran, dass sie "nicht den Karren vor das Pferd spannen" dürften. Erst trainieren, dann posieren, mahnt er.
Seine arbeitsethischen Einsichten will Schwarzenegger künftig auch einem Fachpublikum näher bringen. Der 65-Jährige hat sich als "Group Executive Editor" beim Großverlag American Media Inc. anwerben lassen, zuständig für die einschlägigen Titel Muscle & Fitness und Flex. Schwarzenegger, der schon so viele Rollen gespielt hat, soll als Mischung aus Chefredakteur und Herausgeber fungieren, Kolumnen schreiben, Ideen einbringen und den Magazinen mit seinen Kontakten dienen.
Offenbar freut er sich, über seine neue Aufgabe: "Ohne diese Zeitschriften hätte es meine Karriere nicht gegeben", sagte Schwarzenegger. "Sie haben mich angespornt, mit dem Gewichtheben zu beginnen und dann auch in die USA zu ziehen, um dort meinen Traum zu leben." Wie die Verwirklichung dieses Traums aussah, ist hinlänglich bekannt.
Arnold hat Barbaren und Cyborgs verdroschen, eine Kennedy geheiratet und am Ende von 2003 bis 2010 Kalifornien regiert. Wer, wenn nicht der Governator, sollte das Printmedium vor dem Untergang retten können?
Seine Schreibkunst hat Schwarzenegger in seiner Biografie bewiesen
Die Zeitschriftenkrise ist auch an American Media nicht vorbeigegangen. Im November 2010 musste das hochverschuldete Verlagshaus Insolvenz anmelden. Allerdings verlief das Konkursverfahren glimpflich, da die Gläubiger schon zuvor einem Sanierungskonzept und einer Umschuldung zugestimmt hatten. Jetzt ist sogar Geld für Arnold übrig.
Schwarzeneggers Muskelpracht war schon mehr als 60 Mal auf den Titelseiten der beiden Body-Builder-Blätter zu bestaunen. Dass sich das frühere Model grundsätzlich zum Schreiben eignet, hat Schwarzenegger mit seiner im vergangenen Jahr erschienenen Biografie, Titel: "Total Recall", unter Beweis gestellt. Das Buch stieß auf überwiegend positive Resonanz.
Auf 656 Seiten schildert er seine Jugend in der Alpenrepublik, seinen mühsamen Aufstieg in Amerika und seine Amtszeit als republikanischer Landesvater mitsamt seinen politischen Versäumnissen. Auch das Ende seiner langen Ehe und die Lügen, mit denen er seine Untreue verheimlichte, sparte Schwarzenegger nicht aus. 25 Jahre war er mit Maria Shriver verheiratet, der Nichte von Präsident John F. Kennedy - ein Emporkömmling und eine Tochter aus gutem Hause. Im Mai 2011 war Schluss, Schwarzenegger hatte eine Affäre mit einer Hausangestellten.
Zuletzt war der Lieblingsimmigrant der Amerikaner auch wieder auf der Leinwand zu sehen. In "The Last Stand" war Arnold fast der Alte. Mit Sonnenbrille, Schießeisen - und einer erstaunlichen Portion Selbstironie.