Probleme mit Airbus A380:Risse im Flügel

Gut ein Jahr nach den verhängnisvollen Triebwerksschäden beim A380 hat Airbus ein neues Problem: Die australische Fluggesellschaft Qantas und ihre asiatische Rivalin Singapore Airlines haben bei mehreren A380 Risse an den Tragflächen entdeckt. Aus anderem Grund darf Airbus aber feiern.

Alles kein Problem? Sprecher der Fluggesellschaften Quantas und Singapore Airline betonen, dass die Risse an den Tragflächen mehrerer Airbus A380 kein Risiko für die Sicherheit der Passagiere darstellten.

File photo of Airbus A380 at Singapore's Changi Airport

Die Risse sollen weniger als ein Zentimeter lang und mit dem bloßen Auge kaum zu sehen sein.

(Foto: Reuters)

Auch ein Airbus-Sprecher versicherte, dass die Flugzeuge durch die Risse nicht beeinträchtigt seien. Die betroffenen Flugzeuge könnten bei den alle vier Jahre vorgesehenen Wartungsprüfungen repariert werden. Die Fehler beschränkten sich auf bestimmte Elemente, die keinen Einfluss auf die Flugsicherheit hätten. Die Ursache der Risse sei material- und prozessbedingt.

Die Lufthansa teilte mit, dass an den acht A380 der Airline bislang keine Risse festgestellt worden seien. Die Fluggesellschaft werde sich an die Airbus-Empfehlung halten, mit der Überprüfung bis zur nächsten Wartung zu warten. Auswirkungen auf den Flugplan gebe es deshalb nicht.

Die australische Tageszeitung The Sydney Morning Herald hatte zuvor im Internet über Risse an insgesamt fünf Flugzeugen berichtet, die sich in den Rippen fänden, die die Tragflächen stabilisierten. Sie sollen weniger als ein Zentimeter lang und mit dem bloßen Auge kaum zu sehen sein.

Airbus wieder vor Boeing

Der erste Riss war an der A380 aufgefallen, die im November 2010 einen schweren Triebwerkschaden hatte. Zunächst hatten Techniker einen Zusammenhang zwischen beiden Vorfällen vermutet.

Seinerzeit war bei dem Qantas-Flug QF32 kurz nach dem Start in Singapur in einem Triebwerk Öl ausgelaufen und in Brand geraten. Teile stürzten zu Boden. Die Piloten schafften eine Notlandung, die 469 Menschen an Bord kamen mit dem Schrecken davon.

Trotz der neuen Probleme mit dem A380 hat Airbus auch einen Grund zu feiern: Der Titel des weltgrößten Flugzeugbauers geht erneut an Airbus.

Zwar konnte der US-Erzrivale Boeing die Zahl seiner Auslieferungen im vergangenen Jahr auf 477 Maschinen steigern, wie der Konzern verkündete.

Doch Airbus kommt nach Angaben aus Branchenkreisen auf mehr als 530 Jets. Es seien "einige Exemplare" mehr ausgeliefert worden als ursprünglich geplant. Boeing dagegen erfüllte seine eigene, zuletzt noch gesenkte Planung von rund 480 Maschinen nur knapp. Im Jahr zuvor hatten 462 Maschinen die Werkshallen der Amerikaner verlassen. Airbus wird am 17. Januar genaue Zahlen verkünden.

Der Rückstand von Boeing ist letztlich aber nur ein Schönheitsfehler. "Das vergangene Jahr war eines der spannendsten und wichtigsten in der Geschichte von Boeing", erklärte Verkehrsflugzeug-Chef Jim Albaugh. Zahlreiche Großaufträge trieben die Bestellungen auf unterm Strich 805 Stück hoch.

Im Jahr 2010, als den Fluggesellschaften noch die Rezession in den Knochen steckte, hatte Boeing Aufträge über 530 Maschinen eingesammelt. Angesichts einer überalterten Flotte, schärferer Umweltauflagen, höherer Kerosinpreise und steigender Passagierzahlen in den Schwellenländern hatten die Fluggesellschaften im vergangenen Jahr massenhaft Bestellungen aufgegeben.

Airbus hatte dabei mit seinem modernisierten Kurz- und Mittelstreckenjet A320neo mächtig abgeräumt. Boeing entschied sich daraufhin, sein eigenes Modell ebenfalls zu renovieren und als 737 MAX auf den Markt zu bringen. Für den Flieger lägen inzwischen mehr als 1000 feste Bestellungen und Absichtserklärungen vor, sagte Marketingchef Randy Tinseth.

Hoffen auf den Dreamliner

Er zeigte sich optimistisch für 2012. "Wir erwarten ein sehr gutes Jahr." Selbst ohne eine einzige neue Bestellung hätte Boeing auf Jahre hinaus Arbeit: In den Büchern standen zum Jahresende 3771 Maschinen. Tinseth geht davon aus, dass der Auftragsbestand weiter steigt.

Nach jahrelangen Verzögerungen konnte Boeing im vergangenen Jahr auch die ersten drei Langstreckenmaschinen vom Typ 787 "Dreamliner" ausliefern und unterm Strich 13 neue Bestellungen für den Hoffnungsträger einsammeln. Das Flugzeug, dessen Rumpf großteils aus neuen Verbundmaterialien besteht, hatte sich in der Entwicklung und Fertigung als Problemfall erwiesen. Binnen zwei Jahren will Boeing die Produktion nun von 2,5 auf 10 Maschinen im Monat hochschrauben. Airbus' Gegenentwurf A350 ist noch in der Entwicklung.

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