Süddeutsche Zeitung

Neue Kritierien bei Standard & Poor's:Rating-Riese stuft 15 Großbanken herab

Rundumschlag gegen die Bankenwelt: Die Ratingagentur Standard & Poor's hat die Kreditwürdigkeit von 15 der weltweit größten Finanzinstitute herabgestuft. Vor allem Banken aus den USA sind betroffen. Die deutschen Institute behalten vorerst ihre guten Noten, der Deutschen Bank attestiert S&P aber negative Aussichten.

Vor dem Hintergrund der Schuldenkrise in Europa und in den USA hat die Ratingagentur Standard & Poor's begonnen, für mehr als 750 Banken ihre Bewertungen zu aktualisieren. 37 Institute hat S&P jetzt neu bewertet - und die Kreditwürdigkeit der meisten großen Finanzinstitute heruntergestuft.

Insgesamt 15 Institute sind von der Anpassung der Bonitätsnoten betroffen, vor allem Banken aus den USA: Die Bewertungen von Bank of America, Citigroup, Goldman Sachs, JP Morgan Chase, Morgan Stanley und Wells Fargo korrigierte S&P jeweils um eine Stufe nach unten, außerdem die britischen Banken Barclays und HSBC sowie die UBS aus der Schweiz. Für mehrere Institute sei der Ausblick zudem "negativ".

Obwohl die Revision bereits vor mehr als einem Jahr angekündigt wurde, trifft die Herabstufung die Institute hart: Die Kurse der betroffenen Geldhäuser fielen im nachbörslichen Handel zum Teil deutlich. Für sie könnte die Herabstufung finanziell erhebliche Folgen haben, denn bei der Aufnahme von neuem Kapital müssen sie wegen des mutmaßlich höheren Risikos nun möglicherweise auch höhere Zinsen zahlen.

Deutsche Bank behält gute Note

Die Bewertung von Credit Suisse, ING, Société Général und der Deutschen Bank blieb unverändert, die Deutsche Bank behält ihre gute Note "A+". Allerdings senkte S&P den Ausblick von "stabil" auf "negativ" - das bedeutet, dass eine Herabstufung droht. Die Commerzbank lebt bereits mit diesem Makel, S&P hielt deren Bewertung aber weiterhin stabil bei einem befriedigenden "A".

Insgesamt wurden nach Angaben der Ratingagentur Änderungen in den Einstufungen von 37 Instituten vorgenommen. In die neue Bewertung seien auch makroökonomische Trends und die Rolle von Regierungen und Zentralbanken eingeflossen, teilte Standard & Poor's mit. S&P lege jetzt ein stärkeres Gewicht auf die Krisenfestigkeit der Geldhäuser. Genaue Begründungen für die Einschätzungen im Einzelnen würden an diesem Mittwoch geliefert, hieß es.

S&P und die Rivalen Moody's und Fitch hatten sich in der Finanzkrise 2008 vorhalten lassen müssen, dass sie zu gut benotet hätten. Trotz Spitzennoten mussten Staaten rettend ins Finanzsystem eingreifen und so manche Bank vor dem Kollaps retten. Seitdem drängt die Politik darauf, dass die Ratingagenturen ihre Kriterien überarbeiten und transparent machen.

In jüngster Zeit hatten die Ratingagenturen sich aber aus einem anderen Grund den Zorn der europäischen Politiker zugezogen: Mitten in der Schuldenkrise hatten sie die Kreditwürdigkeit von Problemstaaten wie Griechenland immer weiter herabgestuft und damit den finanziellen Druck auf diese Länder noch erhöht. Die EU will die Ratingagenturen nun per Gesetz strenger überwachen.

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dapd/dpa/Reuters/aper
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