Neue Honorare für Ärzte:Krankenkassen jaulen auf

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Die Versicherer haben den jüngsten Machtkampf gegen die Ärzte verloren und zahlen wohl eine Milliarde zusätzlich an Honoraren. Schon im vergangenen Jahr hatte es eine üppige Erhöhung für die Mediziner gegeben.

Die Ärzte hatten zwei Milliarden Euro gefordert, die Krankenkassen wollten eine Nullrunde durchsetzen - jetzt haben sich die Verhandlungspartner angeblich in der Mitte getroffen: Die rund 150.000 niedergelassenen Ärzte werden wohl im kommenden Jahr über eine Milliarde Euro mehr verdienen.

"Die Ärzte stehen 2011 wieder vor einem Rekord-Honorar und die Beitragszahler müssen das über die von der Bundesregierung beschlossene Beitragserhöhung finanzieren", schimpfen die Krankenkassen. (Foto: ddp)

Doch die genaue Höhe des Honorar ist umstritten. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) wies die Zahl als irreführend zurück. Aus Verhandlungskreisen hieß es sogar, das Honorar steige um bis zu 1,3 Milliarden Euro.

So oder so: "Die Ärzte stehen 2011 wieder vor einem Rekord-Honorar und die Beitragszahler müssen das über die von der Bundesregierung beschlossene Beitragserhöhung finanzieren", schimpfte ein Sprecher des GKV-Spitzenverbands. "Das ist eine Lösung im Interesse der Ärzte und nicht im Interesse der Beitragszahler."

Die Gespräche sollen am Montag fortgesetzt werden, wie es weiter hieß. Die Ärzte setzten sich den Angaben zufolge mit Hilfe des als Schiedsmann eingesetzten Gesundheitsexperten Jürgen Wasem gegen die Stimmen der Krankenkassen durch.

Debatte über die "asymmetrische Erhöhung"

Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hatte den Verhandlungspartnern detaillierte Vorgaben gemacht. Die Vergütungen für die rund 150.000 Kassenärzte und Psychotherapeuten sollen demnach zunächst einheitlich um 0,75 Prozent oder 180 Millionen Euro steigen.

Darüber hinaus soll es aber auch eine "asymmetrische Erhöhung" geben. Das heißt, zusätzlich sollen die Honorare in einzelnen Bundesländern unterschiedlich stark steigen. Um das Volumen dafür ging es jetzt. Der Vizepräsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, forderte Rösler auf, bundeseinheitliche Honorare durchzusetzen.

"Der Gesetzgeber muss dafür sorgen, dass in Nordrhein-Westfalen für die gleiche ärztliche Behandlung nicht geringere Honorare gezahlt werden als in Bayern", sagte Montgomery der Rheinischen Post. "Wir brauchen eine Gebührenordnung, bei der bundeseinheitliche Honorare für ärztliche Behandlungen gezahlt werden." Das Honorarsystem sei mittlerweile so kompliziert, dass es höchstens noch zwei oder drei Experten gebe, die den Durchblick hätten. "Manchmal könnte man den Eindruck gewinnen, da sind ganz bewusst Arztgruppen gegeneinander ausgespielt worden", beklagte Montgomery.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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