Neue Geschäftsfelder für Flughäfen:Shoppen bis zum Abflug

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Weil im Reisegeschäft immer weniger zu verdienen ist, mutieren Flughäfen zu riesigen Einkaufszentren. Im Vergleich mit der internationalen Konkurrenz haben die deutschen Airports jedoch Nachholbedarf.

Stefan Weber

Wer bis zum Start seines Fliegers ein wenig Zeit hat, kann am Düsseldorfer Airport in Kürze durch einen 2500 Quadratmeter großen Showroom von Porsche schlendern. Am Hamburger Flughafen lädt Ende nächsten Jahres ein Einkaufszentrum zwischen den beiden Terminals zum Bummeln ein. Und das Ladenangebot am Frankfurter Flughafen wird in ein paar Jahren einem mittelgroßen Warenhaus gleichkommen.

Den Betreibern der Flughäfen bleibt keine andere Wahl: Unter dem Druck sinkender Erlöse im Fluggeschäft sind sie gezwungen, nach neuen Einnahmequellen Ausschau zu halten. "Gewinne lassen sich dauerhaft nur im Non-Aviation-Bereich erzielen - also mit Handel und Gastronomie. Oder auch mit der Vermietung von Büroflächen und Parkraum'', sagt Stefan Höffinger, Airport-Experte von AT Kearney.

Die Beratungsgesellschaft kommt in einer Studie zu dem Schluss, dass sich viele deutsche Flughäfen noch zu stark auf das Fluggeschäft konzentrieren und damit in ihrer Ertragskraft bedroht sind. Die Ausnahme sei München, so Höffinger.

Der Flughafen in der bayerischen Hauptstadt erwirtschafte schon heute knapp die Hälfte seines Umsatzes mit Nebengeschäften - ein Wert, der in Europa nur von Kopenhagen, Oslo und London Gatwick übertroffen wird. Die Fläche für Läden und Gastronomie am Münchner Flughafen summiert sich auf 31.500 Quadratmeter. Ein ähnlich großes Areal gibt es an keinem anderen deutschen Airport. Allerdings investiert der Frankfurter Flughafen derzeit kräftig, um seine Shoppingfläche bis 2013 auf 43000 Quadratmeter aufzustocken.

Kaum Leerstand

"Flughäfen sind nicht mehr bloße Verkehrsknotenpunkte zur Abfertigung von Passagieren. Sie entdecken die Fluggäste als Kunden", sagt Reinhard Kalenda, Chef des Flughafengeschäfts beim Baukonzern Hochtief, der unter anderem an den Flughäfen Düsseldorf und Hamburg beteiligt ist. Dabei haben die Flughafenbetreiber in Deutschland gegenüber der internationalen Konkurrenz Nachholbedarf. Das zeigt ein Vergleich der Ausgaben von Passagieren in Shops und Gastronomie. In Oslo und London Heathrow lässt jeder Fluggast im Schnitt etwa zwölf Euro. In München sind es 9,70 Euro; Frankfurt und Düsseldorf fallen mit etwa sieben Euro stark ab, und in Berlin sind es gar nur 4,30 Euro.

Handelskonzerne und Markenhersteller haben großes Interesse daran, mit eigenen Läden in den Flughäfen vertreten zu sein. "Es gibt nahezu keinen Leerstand", sagt Thomas Schnalke, Geschäftsführer des Düsseldorfer Airports. Längst sind es nicht mehr nur klassische Duty-Free-Produkte, die zwischen den Terminals angeboten werden. Mode ist ein wichtiges Thema, ebenso Unterhaltungs- und Kommunikationstechnik. Auch Dienstleistungen würden immer wichtiger, so Schnalke.

Die zu einem großen Teil umsatzabhängigen Ladenmieten sind nach Beobachtung von AT Kearney-Berater Höffinger am Flughafen ähnlich hoch wie an den Top-Standorten in den Innenstädten. Auch andere Besonderheiten des Airportgeschäfts treiben die Kosten für die Ladenbesitzer: Sie müssen länger öffnen als an anderen Standorten. Und ihr Personal sollte mehrsprachig sein, um das meist internationale Publikum besser bedienen zu können. Dagegen sind Händlern bei ihrer Preispolitik Grenzen gesetzt. "Die Waren am Flughafen dürfen nicht teurer sein als in der City"', betont Schnalke.

Die Händler in den Innenstädten betrachten das zunehmende Ladenangebot gelassen. "Dadurch geht ihnen kein nennenswerter Umsatz verloren. Ihre Zielgruppe ist eine andere", meint Rolf Pangels, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes BAG.

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