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Kurznachrichtendienst:Twitter zeigt verpasste Höhepunkte gesondert an

Lesezeit: 1 min

Twitter will, dass Top-Tweets gesehen werden

Twitter führt eine Funktion ein, die Nutzer auf verpasste Top-Tweets hinweist. Das berichten mehrere Medien, zum Beispiel Techcrunch und Guardian. Die Funktion wurde bereits im November angekündigt, nachdem monatelang über sie spekuliert wurde. Twitter will mit diesem Schritt vor allem jene Nutzer erreichen, die den Dienst hin und wieder nutzen. Nutzer sollen auf einen Blick sehen, was für gute Inhalte sich in wenigen Stunden und Tagen ansammeln können, so argumentierte der Konzern. Das Ziel ist es nicht nur, einen schnellen Überblick zu geben, sondern gleichzeitig die Nutzer an den Dienst zu gewöhnen. Twitter gilt als soziales Netzwerk, das sich nicht automatisch erschließt, demzufolge Nutzer abschreckt.

Der Nachrichtenstrom wird gefiltert

Bis dato baut Twitter auf dem Prinzip des ungefilterten Nachrichtenstroms auf. Das heißt, Nutzer entscheiden selbst, wem sie folgen - und bekommen deren Nachrichten in chronologischer Reihenfolge angezeigt. Twittert eine Person nur einmal am Tag, eine zweite Person aber hundertmal, so geht dieser eine Tweet schnell unter. Wenn er wichtig gewesen ist, soll er aber angezeigt werden. Was genau diese Wichtigkeit ausmacht, ist momentan unklar. Viele Retweets (das Teilen eines Tweets) und Favorisierungen (das Pendant zum Facebook-Like) dürften aber als Indikatoren in Frage kommen.

Für Twitter ein Geschäftsfeld

Twitter existiert seit mehr als acht Jahren - in dieser Zeit haben viele Dienste damit angefangen, auf solche verpassten Tweets hinzuweisen, zum Beispiel "Digg Deeper" und "Prismatic". Jeder Versuch dieser Art hat eine Konsequenz: Die Nutzer verbringen weniger Zeit auf Twitter selbst. Das ist schlecht für das Werbegeschäft des sozialen Netzwerks. Auch deswegen wird diese Funktion eingeführt.

Die Funkton wird kritisiert: Sie belohne Erfolg

Zahlreiche Nutzer kritisieren die neue Funktion von Twitter. Ein Kritikpunkt lautet beispielsweise, dass Twitter damit alte Nachrichten überbetont. In einem Medium, das auf Schnelligkeit und Aktualität ausgerichtet ist, wird das als Nachteil gesehen. Die Netzwerk-Forscherin Zeynep Tufekci wies außerdem darauf hin, dass so eine Funktion ohnehin nur das belohne, was Erfolg habe. Ein Algorithmus wird in aller Regel darauf angelegt sein, Interaktionen zu finden, eben besagte Retweets und Favorisierungen. Das eigene Netzwerk, das man sich aufgebaut habe, sei in der Lage, interessante Themen zu finden, die ein Algorithmus wohl ignorieren würde, so Tüfekci.

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