Neue Bilanzierung:Banken fürchten hohe Kosten

Die Umstellung der Bilanzierung im kommenden Jahr zur Abschreibung fauler Kredite könnte einen dreistelligen Millionenbetrag verschlingen, fürchtet der Bundesverband deutscher Banken.

Die Umstellung von Bilanzierungsvorschriften zur Abschreibung fauler Kredite ab dem kommenden Jahr wird die deutschen Banken nach Schätzung des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) einen dreistelligen Millionenbetrag kosten. "Das ist eine sehr, sehr teure Umstellung eines Wertberichtigungssystems", sagte Dirk Jäger, der für Bankenaufsicht und Bilanzierung zuständige BdB-Geschäftsführer, am Montag in Frankfurt. Genauer eingrenzen wollte Jäger den Betrag nicht. Betroffen sind alle Banken, die nach internationalen Standards ihre Bilanz aufstellen und nicht - wie die meisten kleinen Institute - nur nach den Vorschriften des deutschen Handelsgesetzbuchs.

Zum Kreis derjenigen Banken, die ab Januar mehr und früher Vorsorge für faule Kredite leisten müssen, gehören die meisten direkt von der Europäischen Zentralbank (EZB) beaufsichtigen Geldhäuser. Mit dabei sind aus Deutschland unter anderem die Deutsche Bank und die Commerzbank. Diese werden den neuen Standard - im Fachjargon IFRS 9 genannt - zum ersten Mal bei der Zwischenbilanz für das erste Quartal 2018 anwenden müssen. Im Kern besagen die neuen Regeln, dass Banken bereits ab dem Tag, an dem sie einen Kredit ausreichen, Vorsorge für dessen möglichen Ausfall treffen müssen.

Bislang müssen - und dürften - Institute erst dann eine Risikovorsorge bilden, wenn erste Zahlungen ausgefallen sind und der Kreditnehmer im Zahlungsrückstand ist. Viele Banken waren deshalb in der Finanzkrise in die Bredouille geraten, weil sie ihre Risiken unterschätzt hatten. Die Bankenaufsicht Eba erwartet, dass die neuen Regeln die sogenannte harte Kernkapitalquote der Banken im Schnitt um 0,45 Prozentpunkte schmälern werden, die EZB geht von einem Minus von 40 Prozentpunkten aus. Die Deutsche Bank prognostiziert, dass die erstmalige Anwendung von IFRS 9 ihr Eigenkapital um 1,4 Milliarden Euro vor Steuern drückt. Die Commerzbank schätzt, dass die harte Kernkaptialquote um 0,70 bis 0,80 Prozentpunkte sinken wird.

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