Netzneutralität:Internetanbieter gibt Netflix die Schuld an ruckelnden Videos

Netzneutralität: Netflix ruckelt - wer hat Schuld?

Netflix ruckelt - wer hat Schuld?

(Foto: Screenshot)

Wer ist verantwortlich, wenn der Video-Stream nicht läuft? Netflix stellt in den USA deswegen neuerdings die Internetprovider an den Pranger. Doch Verizon schlägt zurück.

  • Der Internetprovider Verizon beschuldigt den Streaming-Anbieter Netflix, selbst für langsame und ruckelnde Videos verantwortlich zu sein.
  • Netflix blendet bei hoher Nachfrage seit wenigen Wochen Warnhinweise ein, die den Providern die Schuld an langen Ladezeiten geben.
  • Der Streit ist brisant, weil die Vereinigten Staaten derzeit debattieren, ob Unternehmen künftig gegen Geld schnellere Internetleitungen in Anspruch nehmen dürfen.

Wie es zum Streit zwischen Verizon und Netflix gekommen ist

Netflix geht neuerdings offensiver gegen die Internetprovider in den Vereinigten Staaten vor. Seit einigen Wochen hat der beliebte Streamingdienst für Filme und Serien seine Warnhinweise bei ausgewählten Nutzern um einen Hinweis ergänzt, der beim Nutzer den Eindruck erwecken kann, dass nicht Netflix für die ruckelnden Übertragungen verantwortlich ist, sondern der jeweilige Internetprovider. "Das Netzwerk von Verizon ist derzeit überfüllt. Wir passen das Video für eine reibungslose Wiedergabe an", ist dort dann beispielsweise zu lesen. Laut Netflix handelt es sich bei den Hinweisen um einen Test, dessen Zweck es sei, "die Nutzer zu informieren".

Wie sich Verizon gegen die Anschuldigungen verteidigt

Der Internetprovider weist die Schuld von sich. In einer Pressemitteilung schreibt Verizon-Vizechef David Young:

Die Ursache des Problems ist höchstwahrscheinlich keine Verstopfung im Netzwerk von Verizon. Es ist am wahrscheinlichsten, dass die Verbindung verstopft ist, die Netflix gewählt hat, um sich mit dem Verizon-Netzwerk zu verbinden. Natürlich ist Netflix alleine dafür verantwortlich, wie ihr Traffic zum Netzwerk eines jeden Internetproviders geleitet wird.

Warum der Streit so brisant ist

In Amerika wird derzeit darüber verhandelt, ob das Prinzip der Netzneutralität aufgegeben werden soll. Die Provider würden gerne nicht nur Geld für den Internetanschluss bei den Endkunden verlangen. Sondern sie würden gerne auch Internetunternehmen zur Kasse bitten, deren Dienste den ganzen Datenverkehr verursachen. Kritiker befürchten, dass dadurch ein Zwei-Klassen-Internet entstehen könnte. Die großen Internet-Unternehmen würden sich einen schnellen, privilegierten Zugang kaufen, während kleine Unternehmen und Start-ups auf langsamere Leitungen angewiesen wären.

Netflix zählt mit seinen hochauflösenden Videostreams zu den größten Traffic-Verursachern in den USA. Verizon zählt zu den größten Providern. In manchen Staaten an der Ostküste ist Verizon der populärste Internetanbieter.

Netflix hat mit Comcast und Verizon bereits spezielle Verträge abgeschlossen, die einen schnelleren Zugang zu den Netzen der Internetprovider ermöglichen. Sollte der Streit nun andauern, könnte das auch die Debatte über die Zukunft der Netzneutralität beeinflussen.

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