Netz-Attacken:Cyberschutz für kleine Firmen

Ein Berliner Start-up will Mittelständlern Schutz vor Cyber-Angriffen bieten - und entsprechende Versicherungen verkaufen.

Von Herbert Fromme, Köln

Als "guter" Hacker hat Sven Weizenegger jahrelang im Auftrag der Telekom und anderer Firmen deren Systeme von außen angegriffen, um Schwachstellen zu finden. Jetzt gehört er zum dreiköpfigen Gründerteam eines Berliner Start-ups, das kleine und mittelgroße Unternehmen vor Cyberangriffen schützen will. Hinter der Neugründung steckt der Berliner Investor Finleap, der schon zahlreiche Neugründungen auf den Weg gebracht hat. Die Talanx-Tochter Hannover Rück ist beteiligt.

Neben Weizenegger, der zuletzt bei Kreditech war, gehört Inna Leontenkova zu den Gründern, die unter anderem beim britischen Versicherer Aviva gearbeitet hat. Dritter im Bunde ist Steffen Teske.

Die Firma nennt sich Perseus, nach der griechischen Sagengestalt. Perseus enthauptete die schlangenköpfige Medusa. Der Anbieter will den Firmen bei der Prävention helfen und ihnen auch Cyberversicherungen anbieten. Unternehmen müssen Mitglied in einem Klub werden. Sechs Monate sind kostenlos, dann kostet das 1,99 Euro pro Mitarbeiter und Monat.

"Kern ist die Prävention", sagt Weizenegger. Für die Mitgliedschaftsgebühr testet Perseus die Systeme einer Firma, allerdings nur von außen und ohne Besichtigung vor Ort. Nach diesen Testangriffen erhält das Unternehmen Vorschläge, wie es die Online-Sicherheit der eigenen IT-Systeme und seiner Website verbessern kann.

Auch das Training der Mitarbeiter verläuft online. "Wir machen das mit Videofilmen von drei bis vier Minuten Länge", erklärt Weizenegger. Danach testet Perseus das Gelernte. "Nehmen wir an, wir haben Mitarbeitern einen Film über Phishing-Mails gezeigt", sagt er. "Einige Zeit danach schicken wir ihnen harmlose Phishing-Mails, um ihre Reaktionen zu prüfen."

Perseus plant auch, den Kunden Cyberversicherungen zu vermitteln. Damit können sie finanzielle Schäden ausgleichen, die durch erfolgreiche Cyberangriffe zustande kommen. "Jede Firma sollte eine Cyberdeckung haben", sagt Inna Leontenkova. Perseus verhandelt gerade mit einer Reihe von Versicherern. "Bis Ende des Jahres wird das wohl abgeschlossen sein." In der Versicherungswirtschaft heißt es, dass die Hannover Rück, die zu den Geldgebern gehört, keine Versicherungen über Perseus verkaufen wird.

Perseus ist nicht der einzige Anbieter, der um Mittelständler mit Cybersorgen buhlt: Gerade hat der Versicherer Basler eine Cyberpolice für kleine und mittlere Firmen herausgebracht. Sie deckt eigene Schäden und Ansprüche von Dritten mit Versicherungssummen bis zu fünf Millionen Euro.

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