NetID:Angriff auf Google

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Der Log-in-Dienst will in Deutschland Marktführer werden, zusammen mit einem Partnernetzwerk. Die Datenskandale etablierter Spieler könnten ihm dabei helfen. Und die Tatsache, dass NetID eine Stiftung ist.

Von Nils Wischmeyer, Köln

Lange war klar: Wer sich im Internet auf einer Seite anmeldet, nutzt seinen Google- oder Facebook-Account. Der rote oder blaue Button taucht auf Hunderten Seiten auf, es ist bequem und einfach. Doch die US-Konzerne greifen damit auch massiv Daten der Nutzer ab. Damit soll Schluss sein, wenn es nach den Vorstellungen der NetID geht. Der europäische Log-in-Dienst ist am Donnerstag mit großen Ambitionen und Partnern an den Start gegangen, darunter Pro Sieben und RTL. Nutzer, die einen Web.de-, GMX- oder 7Pass-Account haben, können sich mit Hilfe des grünen NetID-Buttons auf mehr als 60 Seiten der Partner mit einem Klick einloggen. Wer keinen Account hat, kann sich diesen kostenlos im Internet anlegen.

Das Argument, mit dem NetID punkten will: Datenschutz. Die Daten der Nutzer werden - anders als etwa bei Google - nicht zentral gespeichert, sondern verbleiben auf den einzelnen Webseiten der Partner. Über eine Unterseite in seinem Mailprogramm kann der Nutzer sehen, welche Daten er wem gegeben hat. Will der Kunde einem Anbieter seine Daten nicht mehr zur Verfügung stellen, kann er dies jederzeit ausschalten und bei anderer Gelegenheit wieder aktivieren. NetID will so eine möglichst große Transparenz schaffen und natürlich auch von den Datenskandalen der etablierten Spieler profitieren. Die Nutzung der neuen Plattform sei für Händler und Kunden kostenlos, ein Geschäft mit Datenhandel wolle man nicht aufziehen. Möglich macht das die Unternehmensstruktur - NetID ist eine Stiftung und muss nicht zwingend Profit erzielen.

Die Ziele sind hochgesteckt, man will eine echte Alternative zu Facebook und Google sein. Mit dem Partnernetzwerk erreiche man zurzeit mehr als 35 Millionen Kunden, das ist mehr, als Facebook aktive Nutzer in Deutschland hat. Das sei ein guter Start, heißt es. Im nächsten Schritt will man noch mehr Händler begeistern, den grünen NetID-Button auf ihrer Webseite anzubieten.

NetID ist der zweite Log-in-Dienst, der innerhalb kürzester Zeit an den Markt gegangen ist. Vor einigen Monaten ist mit Verimi ein ebenso ambitioniertes Projekt mit großen Partnern, darunter Deutsche Bank, Bundesdruckerei und Lufthansa, an den Start gegangen. Anders als bei NetID konzentriert sich Verimi bisher aber auf sichere Anwendungen, etwa die Eröffnung eines Bankkontos oder elektronische Behördengänge.

© SZ vom 09.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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