Süddeutsche Zeitung

Netflix:Der Glanz verblasst

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Der weltweit größte Streamingdienst legt einen enttäuschenden Ausblick vor, die Konkurrenz wird stärker - und die Aktie geht nach unten.

Von Caspar Busse

Mit seinem Programm sorgt der amerikanische Streamingdienst Netflix verlässlich für Aufsehen: Die südkoreanische Serie "Squid Game" etwa begeisterte weltweit die Zuschauer und war lange Gesprächsthema Nummer eins. Im deutschsprachigen Raum sorgte zuletzt "Kitz" für Furore, eine Fortsetzungsgeschichte über junge und reiche Menschen im Skiort Kitzbühel. Und von diesem Wochenende an zeigt Netflix den aufwendigen Geschichts-Thriller "München - Im Angesicht des Krieges", über den verzweifelten und letztlich vergeblichen Versuch von England und Frankreich, 1938 Adolf Hitler von seinem mörderischen Kriegskurs abzubringen.

Lange ging es mit Netflix immer nur nach oben - angesichts konstant neuer Inhalte und auch dank der Pandemie. Der Zulauf war so groß, dass der Streaming-Weltmarktführer seit dem Ausbruch der Pandemie gleich zweimal die Preise erhöhen und trotzdem die Nutzerzahlen auf zuletzt mehr als 220 Millionen signifikant steigern konnte. Doch jetzt gibt es einen empfindlichen Rückschlag.

In der Nacht zum Freitag gab Netflix überraschend einen ziemlich dunklen Ausblick. Für das laufende Quartal erwartet Netflix lediglich 2,5 Millionen neue Kunden. Damit blieb das Unternehmen deutlich unter den Prognosen der Analysten - und auch weit unter den Zahlen des Quartals von Oktober bis Dezember. Da stieg die Zahl der weltweiten Kunden dank Hits wie "Squid Game" noch um 8,3 Millionen auf insgesamt knapp 222 Millionen. Der Quartalsumsatz stieg da um 16 Prozent auf 7,7 Milliarden Dollar. Der Gewinn wuchs um rund zwölf Prozent auf 607 Millionen Dollar.

Jetzt sind die Investoren schwer enttäuscht. Die Netflix-Aktie gab am Freitag zeitweise mehr als 20 Prozent ab, auch andere Medienaktien verloren. Den schlechten Ausblick begründet Netflix unter anderem mit weniger geplanten Streaming-Premieren. Am Freitag wurde aber gleichzeitig bekannt, dass "Squid Game" fortgesetzt werde. "Das Universum von 'Squid Game' hat gerade erst begonnen", wurde Ted Sarandos, Co-Chef von Netflix, zitiert. Die durchaus auch umstrittene Thrillerserie wurde in den ersten vier Wochen nach dem Start im vergangenen Herbst in 142 Millionen Haushalten angesehen.

Gleichzeitig macht Netflix zunehmende Konkurrenz zu schaffen. Disney plus, Hulu oder HBO Max in den USA rüsten auf, zudem kommen immer neue Anbieter hinzu, Apple und Amazon rücken Netflix zu Leibe. In Deutschland etwa setzt RTL ebenfalls stark auf den Streaming-Boom. Das große Streaming-Angebot drückt auf die Abonnentenzahlen. So sind die Budgets begrenzt, Haushalte leisten sich nur eine bestimmte Zahl von Abos. Auf der anderen Seite steigen die Kosten: Die Anbieter konkurrieren mit Netflix auch um Inhalte, was die Preise für Drehbücher und Produktionen in die Höhe treibt.

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