Insiderhandel mit Netflix-Aktien:Spoiler-Alarm

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Wie stark wächst die Zahl der Abonnenten? Diese Info beeinflusst den Kurs der Netflix-Aktie. (Foto: OLIVIER DOULIERY/AFP)

Wie stark wächst Netflix? Drei Ex-Mitarbeiter sollen dieses Insiderwissen Komplizen gesteckt haben - und so Millionen an der Börse gemacht haben.

Von Sophie Scholl, München

Manche hassen beim Serienschauen nichts mehr, als das Ende erzählt zu bekommen. Was ist das düstere Geheimnis in der deutschen Netflix-Serie Dark? Solche Dinge zu verraten, empfinden manche als unverschämt, illegal ist es aber nicht. Ganz anders scheint der Fall bei drei ehemaligen Netflix-Mitarbeitern zu liegen, die zwei Komplizen verraten haben, wie etwas ausgeht: nämlich die geheimen Wachstumszahlen von Netflix. Die US-Börsenaufsicht SEC möchte, dass sie sich dafür vor Gericht verantworten: Sie sollen mit diesen Börsen-Spoilern drei Millionen Dollar erwirtschaftet haben. Die Klage wegen verbotenem Insiderhandel muss vom Gericht noch zugelassen werden. Die US-Staatsanwaltschaft in Seattle geht auch strafrechtlich gegen vier der Männer vor.

Als sie noch bei Netflix gearbeitet haben, sollen die Beschäftigten der SEC zufolge geheimes Insiderwissen ausgetauscht haben. Netflix präsentiert wie alle großen Börsengesellschaft quartalsweise die wichtigsten Finanzeckdaten der interessierten Öffentlichkeit - und zwar gleichzeitig, damit alle die gleiche Chance haben, aufgrund der Informationen Aktien zu kaufen oder zu verkaufen. Bei dem Streamingdienst sind die Abo-Zahlen entscheidend. Sind sie viel schneller oder langsamer gewachsen als erwartet, kann das zu heftigen Kurssprüngen nach oben oder unten führen.

Genau auf diese wichtigen Informationen hatten es die mutmaßlichen Insiderhändler abgesehen. 2016 sollen die ersten Männer losgelegt haben: Ein Netflix-Mitarbeiter sagte seinem Bruder und einem engen Freund, wie sich die Zahlen entwickeln werden. Bevor sie dann öffentlich wurden und die entsprechenden Börsenreaktionen folgten, handelten die Männer mit der Netflix-Aktie. Der Mann verließ Netflix 2017, tat aber der SEC zufolge einen weiteren Mitarbeiter als Quelle auf. Der dritte Mitarbeiter informierte die anderen noch 2019 vorweg über das Abo-Wachstum. Über die Zeit hinweg sollen ihre mutmaßlichen Insidergeschäfte so profitabel gewesen sein, dass sie auf einen Millionengewinn gekommen sind. Insgesamt handelten die Mitglieder der Gruppe nach Angaben der SEC vor der Bekanntgabe von 13 Netflix-Quartalsergebnissen zwischen Juli 2016 und Juli 2019.

Die US-Börsenaufsicht spricht von einem "langjährigen, millionenschweren Plan". Genutzt haben die Männer demnach verschlüsselte Messenger.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat die Anwälte der strafrechtlich Beschuldigten für eine Stellungnahme angefragt. Der Rechtsbeistand des ersten Mannes, der die zentrale Rolle gespielt haben soll, antwortete nicht. Der vom zweiten Netflix-Mitarbeiter wollte sich nicht äußern. Die Anwälte von den beiden Komplizen antworteten, sie hätten die Verantwortung für ihre Handlungen akzeptiert und wollten nun nach vorne schauen und die Sache hinter sich bringen.

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