2016 soll für den Nahrungsmittelkonzern Nestlé ein fröhliches Jahr werden. Das weltweit aktive Unternehmen mit Sitz im westschweizerischen Städtchen Vevey feiert sein 150-jähriges Jubiläum - als Gründungsdatum des Unternehmens gilt der 9. August 1866. Gründer Henri Nestlé wird in wenigen Wochen mit einer Sonderbriefmarke im Wert von einem Franken geehrt. Auf diese Geschichte weist man bei Nestlé gern hin, vor allem, weil die Zahlen, die der Konzern an diesem Donnerstag in Vevey präsentiert hat, alles andere als festlich sind. Das erklärte Ziel, jedes Jahr fünf bis sechs Prozent zu generieren, wurde 2015 verfehlt. Mit 4,2 Prozent organischem Wachstum liegt Nestlé noch unter dem Wert von 2014. Der Reingewinn des Unternehmens sank um 5,4 Milliarden Franken auf 9,1 Milliarden Franken. Die Dividende soll auf 2,25 Franken je Aktie erhöht werden. Anleger und Analysten zeigten sich enttäuscht: Nach Bekanntgabe der Zahlen gab die Nestlé-Aktie um bis zu vier Prozent nach.
Grund für die verhaltenen Zahlen sind die Auswirkungen des starken Schweizer Frankens und Schwierigkeiten in verschiedenen asiatischen Ländern. Neben dem schwächelnden Geschäft in China hatte Nestlé in Indien mit einem Skandal zu kämpfen: Ende Mai stellte die indische Lebensmittelaufsicht in den beliebten Maggi-Instant-Nudeln erhöhte Bleiwerte fest. Sie verbot den Verkauf der Fertiggerichte. Nestlé erklärte, die Nudeln seien sicher und ging gerichtlich gegen das Verbot vor.
Im November schließlich hatte der Schweizer Konzern Erfolg, Maggis Fertignudeln dürfen wieder in Indien verkauft werden. Dennoch: Der Streit hat Nestlé Millionen gekostet. Wie schwer der Imageschaden ist, wird sich zeigen. Die Nudeln waren bis zu dem Skandal ein beliebtes Essen für Schulkinder gewesen.
Auch an vielen anderen Fronten steht Nestlé in der Kritik:So lief im vergangenen Jahr eine Image-Kampagne mit dem Hashtag #FragNestlé schief. Statt das Unternehmen freundlich um Antworten zu bitten, nutzten viele Twitter-User die Aktion für Grundsatzkritik - etwa am Geschäft mit Trinkwasser oder an den Müllbergen, die bei der Verwendung von Nespresso-Kapseln entstehen. Als weltweit größter Nahrungsmittelkonzern steht Nestlé im Zentrum der Berichterstattung.
Für das Jubiläumsjahr 2016 sind die wirtschaftlichen Erwartungen eher bescheiden. Unternehmenschef Paul Bulcke sagte, der Konzern rechne damit, dass "unser Handelsumfeld im Jahr 2016 den Vorjahren ähneln wird, mit noch schwächeren Preisanpassungen". Das Wachstum werde ähnlich ausfallen wie 2015.
Am Firmenstandort Vevey, am Nordostufer des Genfer Sees gelegen, soll das Jubiläumsjahr eine Rückschau auf Geschichte und Erreichtes bieten. Das Ernährungsmuseum, Alimentarium genannt, wird zu diesem Zweck im Moment komplett umgebaut. Im Fokus steht dabei etwa das Jahr 1867. Nur ein Jahr nach der Gründung gelang es Henri Nestlé, einem Apotheker mit deutschen Wurzeln, lösliches Milchpulver herzustellen, das Säuglingen als Muttermilchersatz gefüttert werden konnte. Oder auch das Jahr 1904, als Nestlé erstmals Schokolade verkaufte. Die Festlichkeiten sind für Anfang Juni geplant, auch das Alimentarium soll dann wieder eröffnet werden.