Dass das Geschäft mit der Gesundheit boomt, ist fast schon eine Binse. Die Bevölkerung wird im Durchschnitt älter und viele Menschen achten mehr auf ihr Wohlbefinden als früher. Ob Vitaminpillen einem da wirklich weiterhelfen, ist mindestens umstritten. Lebensmittelkonzerne allerdings sehen darin ein gutes Geschäft. Der Schweizer Konzern Nestlé jedenfalls könnte bald eine riesige Summe in dieses Geschäftsmodell investieren. Das Unternehmen plant eine Übernahme des Vitaminherstellers The Bountiful Company, wie am Montag bekannt wurde. Man führe derzeit Gespräche über eine teilweise oder vollständige Übernahme der US-Gesellschaft, teilte Nestlé mit und bestätigte damit einen Bericht des Wall Street Journal. Der Zeitung zufolge könnte die Transaktion einen Wert im mittleren einstelligen Milliardenbereich erreichen und bereits in der laufenden Woche verkündet werden.
Nestlé nannte keine weiteren Einzelheiten. The Bountiful Company produziert und verkauft neben Vitaminen auch Mineralien und andere Nahrungsergänzungsmittel. Die 1971 gegründete Firma beschäftigt mehr als 4500 Menschen. Neben dem Hauptsitz auf Long Island bei New York ist die Firma auch an anderen US-Standorten sowie unter anderem in Kanada und Großbritannien tätig. Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy zufolge erwirtschaftet die Firma einen Umsatz von zwei Milliarden Dollar.
Bountiful gehört mehrheitlich dem US-Finanzinvestor KKR. Parallel zu den Verkaufsverhandlungen bereitet die Gesellschaft auch einen Börsengang an der New York Stock Exchange vor. Eine Übernahme von The Bountiful Company würde Nestlé zu einem Marktführer in dem hoch attraktiven Geschäft machen, so Bertschy.
Konzernchef Mark Schneider hatte bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen vergangene Woche erklärt, dass der Konzern weitere Zukäufe in Wachstumsfeldern anpeile. Dazu gehören Kaffee, Tierfutter und Gesundheitsnahrung. 2018 hatte Nestlé bereits den US-Hersteller von Bio-Nahrungsergänzungsmitteln, Atrium, für 2,3 Milliarden Dollar gekauft. Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2017 hat Schneider Dutzende Transaktionen vollzogen. Neben Zukäufen stieß der Konzern schwächelnde Bereiche wie das US-Eiscremegeschäft, das Geschäft mit Erdnussmilch und Reisporridge-Konserven in China oder das nordamerikanische Wassergeschäft ab.