Süddeutsche Zeitung

Naturkatastrophe in Japan:Toyotas Spitzenplatz gefährdet

Nach Erdbeben und Tsunami ist Japans Autoproduktion eingebrochen. Ein Vorteil für die Konkurrenten: General Motors und Volkswagen könnten die weltweite Nummer 1 Toyota nun entthronen.

Die Naturkatastrophe in Japan bringt den weltweiten Spitzenplatz des Autobauers Toyota in Gefahr. Wegen der gewaltigen Produktionsausfälle droht der Konzern in diesem Jahr deutlich zurückzufallen und von General Motors (GM) und Volkswagen überrundet zu werden.

Analyst Koji Endo von Advanced Reasearch Japan geht davon aus, dass GM mit einer Produktion von mehr als acht Millionen Fahrzeugen den ersten Rang übernimmt, VW mit etwa sieben Millionen Autos zur Nummer zwei wird und Toyota auf den dritten Platz abrutscht.

Damit hätte Europas größter Autobauer Toyota schneller überholt als geplant. Ziel des Wolfsburger Konzerns war bisher, die Japaner bis 2018 vom Thron zu stoßen. Seit 2008 kann sich Toyota auf die Fahnen schreiben, der weltgrößte Autohersteller zu sein. Im vergangenen Jahr verkauften die Japaner 8,42 Millionen Autos, GM 8,39 Millionen und Volkswagen 7,2 Millionen.

Wegen fehlender Teile und unterbrochener Stromversorgung kam Toyota im März auf nur gut ein Drittel der üblichen Produktion. In Japan baute Toyota lediglich 129.491 Autos - 62,7 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Es war der schwächste Monat seit Beginn der Aufzeichnungen 1988, wie ein Sprecher erläuterte. Weltweit ging die Produktion um knapp 30 Prozent auf 542.465 Fahrzeuge zurück.

Jüngsten Angaben zufolge rechnet der Autohersteller erst zum Jahresende mit einer Rückkehr der Produktion auf ein normales Niveau. Rivale Honda äußerte sich am Montag ähnlich zu den Aussichten für die heimische Fertigung. Bis Ende Juni werde diese sich auf lediglich die Hälfte der ursprünglichen Pläne belaufen.

Probleme der Zulieferer

Auch die anderen japanischen Autoproduzenten haben mit den Folgen des Erdbebens und des anschließenden Tsunamis zu kämpfen. Nissan kam im März mit etwa 48.000 in Japan hergestellten Autos im Vergleich zum Vorjahresmonat auf ein Minus von 52,4 Prozent. Bei Honda liefen mit etwa 35.000 Fahrzeugen im März 62,9 Prozent weniger Autos vom Band als noch vor einem Jahr.

Zu schaffen machen den japanischen Autokonzernen vor allem Engpässe bei den Zulieferfirmen in der nordostjapanischen Region Tohoku. Dort waren durch die Naturkatastrophe zahlreiche Fabriken von Zulieferern beschädigt oder zerstört worden.

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sueddeutsche.de/AFP/dapd/Reuters/gal/joku
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