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Nasdaq:Bunt am Aktienmarkt

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Die US-Technologie-Börse Nasdaq will eine Diversity-Quote für die dort notierten Unternehmen einführen.

Von Felicitas Wilke, München

Zumindest die Führungsriegen von Apple, Microsoft und Facebook können sich auf ihren Chef- und Chefinnensesseln zurücklehnen: Sie erfüllen bereits das Mindestmaß an Diversität, das die US-Technologiebörse Nasdaq künftig von ihren dort notierten Unternehmen verlangen will. Die Konzerne hingegen, deren oberste Führungsteams noch immer ausschließlich aus weißen Männern bestehen, werden sich möglicherweise bald nach neuem Personal umsehen müssen.

Denn an der Börse Nasdaq sollen künftig nur noch größtenteils Konzerne notiert sein, in deren Verwaltungsräten mindestens eine Frau und mindestens ein Vertreter oder eine Vertreterin einer ethnischen oder sexuellen Minderheit ihren Platz haben. Am Dienstag reichte die Nasdaq einen entsprechenden Antrag bei der US-Börsenaufsicht SEC ein, die noch zustimmen muss. Die angestrebten Regeln bezeichnet Nasdaq-Chefin Adena Friedman als "einen Schritt auf dem Weg" zu mehr Diversität in der US-Wirtschaft. Man wolle den Investoren die Sicherheit geben, "dass sich alle gelisteten Unternehmen mit Diversität in den Führungsriegen auseinandersetzen".

Neben dem Ziel, mehr Menschen aus Minderheiten in Führung zu bringen, verweist die Nasdaq auf Untersuchungen, die einen Zusammenhang zwischen einem divers besetzten Management und besseren Ergebnissen herstellen. Tatsächlich zeigen solche Studien meist Korrelationen auf, nicht aber einen kausalen Bezug.

An der Nasdaq werden die Aktien von mehr als 3000 Unternehmen gehandelt, neben großen US-Techkonzernen sind darunter auch ausländische Firmen wie die deutschen Biotechunternehmen Biontech und Curevac. Die Nasdaq hat bereits angekündigt, für ausländische und kleinere Unternehmen lockerere Regeln walten zu lassen. Bei ihnen gibt sich die Börse mit zwei Frauen im Top-Management zufrieden. Generell wird die Quote wohl nicht allzu streng ausfallen: Gestaltet ein Unternehmen sein Führungsteam in den kommenden Jahren nicht wie vorgegeben um, kann es einem Rauswurf aus dem Nasdaq entgehen, indem es öffentlich erklärt, warum es das Ziel verfehlt hat.

Während die Nasdaq als privates Unternehmen eigene Vorgaben formulieren kann, sind die Börsen in Deutschland öffentlich-rechtlich organisiert. Hierzulande verpflichtet der Staat 160 börsennotierte Unternehmen schon seit Jahren, feste Zielgrößen veröffentlichen, wie sie den Frauenanteil in ihren Vorständen zu erhöhen gedenken. Noch im September erklärten die Aufsichtsräte von 55 Firmen, ihre Zielgröße liege bei null. Daran dürfte sich bald etwas ändern: Seit zwei Wochen steht fest, dass der Bund eine gesetzliche Mindestanzahl von Frauen in den Vorständen großer, börsennotierter Unternehmen plant.

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SZ vom 03.12.2020
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