Namenswechsel:Verbraucher empören sich über "Capri-Sun"

Lesezeit: 2 Min.

Viele Deutsche denken mit Wehmut an jene Schultage zurück, die ihnen die bunten Alutüten versüßten. (Foto: dpa)

Was kommt next in Deutschland? "High-C"? Oder: "Kinder Surprise"?

Von Sophie Burfeind

Eigentlich ist es ein Wunder, dass deutsche Kinder überhaupt noch Capri-Sonne trinken. Schließlich ist der Name der Trinktüte im Vergleich zu anderen Namen ziemlich überholt - bei McDonald's heißt die Juniortüte längst "Happy Meal", Salzstangen nennt man "Saltletts", und es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Überraschungsei zu "Kinder Surprise" wird, wie es in vielen Ländern bereits heißt. Daher, dachte man sich nun bei Capri-Sonne im baden-württembergischen Eppelheim, soll "Capri-Sonne" künftig lieber "Capri-Sun" heißen.

Viele Capri-Sonnen-Fans sehen das anders: Nachdem das Unternehmen die Namensänderung Anfang der Woche verkündet hatte, empörten sich viele in sozialen Netzwerken. "Ist das euer Ernst jetzt?", fragte ein weiblicher Fan auf Twitter; ein männlicher Fan polterte: "Caprisonne muss Caprisonne bleiben!!!" Denn Capri-Sonne, damit hat er recht, ist für die Deutschen ein Kultgetränk.

Internationale Vermarktung leichter

1969 kam die Capri-Sonne auf den Markt. Und obwohl die Deutschen da schon exotischere Ziele wie Mallorca kannten als nur die italienische Küste, war Capri immer noch ein gut zu vermarktender Sehnsuchtsort. Es gab ja auch den Ford Capri und die Caprihose, da passte eine Capri-Sonne gut ins Konzept. Viele Deutsche denken seither mit Wehmut an jene Schultage zurück, die ihnen die bunten Alutüten versüßten.

Kann es also gutgehen, einem so deutschen Produkt einen englischen Namen zu verpassen?

Sybille Kircher, Sprachwissenschaftlerin und Markenspezialistin, findet: Ja. "Aus der deutschen Verbrauchersicht mag das schwer nachzuvollziehen sein, aber für ein Unternehmen ist die internationale Vermarktung eines einheitlichen Produkts einfacher. Und englische Namen kommen immer noch moderner daher als deutsche."

Und auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen: Capri-Sonne ist nicht mehr so deutsch. Die SiSi-Werke aus Eppelheim verkaufen sieben Milliarden Trinktüten pro Jahr in mehr als 100 Länder - mit Ausnahme von Deutschland überall schon als "Capri-Sun".

Der Marketingprofessor Karsten Kilian findet die Umbenennung trotzdem nicht gut: "Capri-Sonne war so ein liebenswerter deutscher Name." Und auch wenn die Umbenennung im Sinne internationaler Standardisierung sinnvoll sei, dürfe nicht unterschätzt werden, wie wichtig ein nationaler Anstrich für Verbraucher sei. Weil "Sonne" und "Sun" ähnlich klingen, geht Kilian davon aus, dass die Deutschen einfach weiter "Capri-Sonne" sagen werden.

Und dass Eltern, die Haupt-Capri-Sonnen-Käufer für Kinder, sich wegen des Wörtchens "Sun" künftig gegen einen Kauf entscheiden werden, ist unwahrscheinlich. Ausschlaggebend beim Kauf bleibt wohl nach wie vor, wie gesund ein Produkt ist - und wer etwas Gesundes kaufen will, greift eher zu den Hohes-C-Trinkpäckchen (möglicherweise bald "High-C").

Weil sie nicht gerade gesund ist, wurde die Capri-Sonne schon oft kritisiert. Auch jetzt sind auf der neuen Verpackung wieder viele frische Orangen zu sehen, obwohl im Inneren kaum welche enthalten sind - gerade einmal eine verteilt auf sieben Tüten. 2013 hat Foodwatch dem Unternehmen daher einen Negativpreis für besonders dreiste Werbung verliehen.

Nun ist Capri-Sonne also total modern, zumindest beim Namen. Nicht so modern finden Genderforscher die erweiterte Produktpalette: Trinktüten extra für Jungs ("Monster Alarm") und für Mädchen ("Fairy Drink"). Was alle künftigen Capri-Sun-Trinker und Nostalgiker aber freuen dürfte: Auch aus den neuen Tüten kann man tolle Furzkissen bauen. Wie schon seit Jahrzehnten.

© SZ vom 23.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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