EnergieWas der Nahostkrieg für den Ölpreis und den Welthandel bedeutet

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In der Straße von Hormus wurden in jüngster Zeit wiederholt Tanker festgesetzt. Auf diesem Foto wird der britischer Öltanker „Stena Impero “von Schnellbooten der iranischen Revolutionsgarde umkreist.
In der Straße von Hormus wurden in jüngster Zeit wiederholt Tanker festgesetzt. Auf diesem Foto wird der britischer Öltanker „Stena Impero “von Schnellbooten der iranischen Revolutionsgarde umkreist. (Foto: Morteza Akhoundi)

Der Angriff Israels auf Iran schürt neue Ängste vor steigenden Ölpreisen und belastet die Wirtschaft weltweit. Auch der Tourismus ist betroffen – und das zu Beginn der Hauptsaison im Sommer.

Der Schock kam in der Nacht auf Freitag: Israel hat den Iran angegriffen, der zurückgeschlagen. An den Ölmärkten und in der Wirtschaft ruft das Nervosität hervor, weil die Kampfhandlungen auch am Wochenende andauerten. Die Notierungen für die britische Ölsorte Brent und US-Leichtöl WTI schossen am Freitag zeitweise um fast 15 Prozent nach oben und schlossen mit einem Plus von jeweils fast sieben Prozent. Mit 75,18 und 73,18 Dollar je Fass (159 Liter) lagen sie auf dem höchsten Niveau seit Monaten. „Die große Frage ist natürlich: Wie weit wird das gehen?“, sagt Chris Scicluna, Chefanalyst beim Finanzdienstleister Daiwa Capital Markets. Es ist vor allem die Angst vor Versorgungsengpässen, die nun die Ölpreise weiter nach oben treiben dürfte. Iran sei ein wichtiger Exporteur des Rohstoffs und könne nun für eine ganze Zeit ausfallen, sagte etwa Jochen Stanzl vom britischen Finanzdienstleister CMC Markets. „Man muss auch befürchten, dass andere Ölförderanlagen der Region unter Beschuss geraten, sollte sich aus dem Angriff ein größerer Konflikt entwickeln.“

Wichtige Seehandelswege im Nahen Osten sind gefährdet

Der Verband Deutscher Reeder (VDR) in Hamburg sieht Risiken für den Handel insgesamt: „Ein regionaler Flächenbrand könnte weitere Staaten sowie zentrale maritime Verkehrsadern erfassen“, hieß es dort. Durch den Nahen Osten verlaufen wichtige Seehandelswege, und es gibt mehrere Engpässe: die Straße von Hormus zwischen Iran und Oman, das Rote Meer sowie die Meerenge Bab al-Mandab, die das Rote Meer im Süden mit dem Golf von Aden verbindet. Die Handelsschifffahrt ist schon seit einiger Zeit in der Region gefährdet. Die Huthi-Miliz greift seit Ausbruch des Gaza-Kriegs im Herbst 2023 immer wieder Schiffe an. Viele Reedereien fahren deshalb Umwege.

Die Gefahr für den Handel wirkte sich auch an den Aktienmärkten aus. Die Aktien von Reedereien legten am Freitag zu. Anleger spekulieren offenbar darauf, dass Störungen im Schiffsverkehr im Nahen Osten die Frachtraten nach oben treiben könnten.

Unter Druck gerieten dagegen die Papiere von Fluggesellschaften. Sie müssen nun die Region meiden, Flüge werden umgeleitet oder gestrichen, zudem dürften die Preise für Flugbenzin steigen. Der iranische Luftraum wurde laut Staatsmedien geschlossen, wie auch der Jordaniens und Iraks. In Israel wurde der Großflughafen Ben Gurion in Tel Aviv bis auf Weiteres geschlossen. Auch Irak stellte den Betrieb an den Flughäfen ein. Lufthansa setzt nach eigenen Angaben vorerst alle Flüge von und nach Tel Aviv und der iranischen Hauptstadt Teheran aus.

Für die Tourismusbranche kommt die Eskalation zur Unzeit. Nach zwei Rezessionsjahren hofften die Reiseanbieter in diesem Jahr auf einen leichten Aufschwung. Derzeit sei es aber noch zu früh, um „über mögliche Auswirkungen auf die Reisewirtschaft zu spekulieren“, teilte der Deutsche Reiseverband (DRV) mit. Man sei „in engem Austausch mit dem Auswärtigen Amt, um schnellstmöglich auf Veränderungen reagieren zu können“. Reisende, die eine Pauschalreise gebucht hätten, könnten sich auf das Sicherheitsmanagement der Anbieter verlassen und würden bei Auswirkungen auf gebuchte Reisen aktiv informiert. Die Sicherheit der Gäste habe in jedem Fall oberste Priorität.

Dass sich der Konflikt zwischen Israel und Iran zuspitzt, werden auch deutsche Autofahrer zu spüren bekommen. Benzin und Diesel verteuerten sich bereits bis Freitagnachmittag im Schnitt um zwei Cent pro Liter im Vergleich zum Vortag, teilte der ADAC mit. Dabei wird es nach Einschätzung des Automobilclubs nicht bleiben. Die Mineralölkonzerne würden die höheren Rohölpreise wahrscheinlich schnell an die Autofahrerinnen und Autofahrer weitergeben, sagte ein ADAC-Sprecher.

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