Nahaufnahme:Zweites Leben

Ein Investment in die Zukunft: Ex-Nationalspieler Arne Friedrich setzt sich mit seiner Stiftung für Flüchtlinge ein. Keine einfache Aufgabe.

Von Angelika Slavik

Wenn Spitzensportler nach ihrer aktiven Zeit eine neue Aufgabe suchen, kann das besser oder schlechter laufen. Manche machen sehr ernsthaft Karriere, im Sport, im Fernsehen oder anderswo. Frank Strauß könnte man da nennen: Er war früher Eishockeyspieler und leitet heute die Postbank. Andere dagegen scheinen lange nach einer neuen Rolle für sich zu suchen, mitunter mit spektakulären Irrungen - wie Lothar Matthäus oder Boris Becker.

Arne Friedrich sagt, auch er habe sich durchaus schwergetan bei dieser Suche. Friedrich, 36, spielte unter anderem für Hertha BSC und den VfL Wolfsburg, er war Stammspieler in der Nationalmannschaft. Ein Bandscheibenvorfall beendete 2013 seine Karriere als Fußballer. "Du kannst nicht richtig sitzen, du hast Schmerzen, und mit Fußball ist es auch vorbei", sagt Friedrich. "Das war schon hart." Damals habe er zum ersten Mal überlegt, was er künftig mit sich anfangen könnte. "Da habe ich beschlossen, erst mal so viel wie möglich auszuprobieren."

Friedrich arbeitete seither als Experte für das chinesische Fernsehen, als Nachwuchstrainer beim Deutschen Fußballbund, und er machte ein Praktikum bei der Berliner Bürgerstiftung. "Ich wollte sehen, was mir liegt, was nicht, und wo ich vielleicht noch etwas lernen kann."

Seit gut zwei Monaten nun hat Friedrich eine eigene Stiftung, die sich für Flüchtlingskinder engagiert. "Wir versuchen, Kinder für soziale Verantwortung zu sensibilisieren", sagt er. Die Arne-Friedrich-Stiftung fördert dabei vor allem den Kontakt zwischen Kindern, die in Deutschland geboren sind, und solchen, die mit ihren Familien eben erst ins Land gekommen sind. Dazu arbeitet die Organisation auch mit Schulen zusammen. Mit Vorurteilen bei den Eltern der Kinder habe er dabei bislang kaum zu kämpfen gehabt, sagt Friedrich. "Wenn man die Kinder begeistert, nimmt man auch die Eltern mit." Eigentlich äußere er sich öffentlich nicht über Politik, sagt Friedrich. Aber dass die Asylverfahren unbedingt rascher abgewickelt werden müssten, sagt er schon. "Es ist für alle Beteiligten wichtig, so schnell wie möglich zu wissen, wer hier bleibt und wer nicht." Sein Engagement sei eine Investition in die Zukunft: Wenn in der Kindheit Integration selbstverständlich werde, würden viele gesellschaftliche Probleme später gar nicht entstehen.

Nahaufnahme: "Wenn man die Kinder begeistert, nimmt man auch die Eltern mit", sagt Arne Friedrich.

"Wenn man die Kinder begeistert, nimmt man auch die Eltern mit", sagt Arne Friedrich.

(Foto: Johannes Simon)
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