Nahaufnahme:Trumps U-Boot

Nahaufnahme: "Ich glaube nicht, dass jemand vernünftigerweise behaupten kann, ich sei ein Speichellecker Trumps. Ich bin es nämlich nicht“, sagt Stephen Moore.

"Ich glaube nicht, dass jemand vernünftigerweise behaupten kann, ich sei ein Speichellecker Trumps. Ich bin es nämlich nicht“, sagt Stephen Moore.

(Foto: A. Harrer/Bloomberg)

Wahlkampfberater Stephen Moore soll die amerikanische Notenbank auf Kurs bringen. Doch der Mann ist hoch umstritten, ihm wird schlicht Unfähigkeit vorgeworfen.

Von Claus Hulverscheidt

Über Stephen Moore, so hat der Nobelpreisträger Paul Krugman dieser Tage geschrieben, gebe es in der Fachwelt genau drei Urteile: "schlecht, richtig schlecht und absolut furchtbar." Nun muss man dazu sagen, dass auch Krugman selbst unter Kollegen nicht unumstritten ist, denn er macht seit Langem kaum mehr als Ökonom von sich reden, sondern nur noch als linker politischer Kolumnist. Mit dem Urteil über Donald Trumps neuesten Kandidaten für einen der beiden freien Sitze im Vorstand der US-Notenbank Fed dürfte er dennoch richtig liegen. "Rufen Sie Ihren Lieblingsökonomen an: Egal ob links, rechts, libertär oder sozialistisch - keiner wird Moore für ein Fed-Amt empfehlen", sagt auch Justin Wolfers, Professor für Volkswirtschaft an der Universität von Michigan.

Dass Trump jemanden wählt, dem sogar George W. Bushs früherer Chefökonom Greg Mankiw "mangelndes intellektuelles Gewicht" bescheinigt, hat seinen Grund: Moore, einst beim Wall Street Journal, als "Experte" bei der konservativen Heritage-Stiftung und als Politikberater tätig, ist ein treuer Vasall. Das beweist etwa sein Buch "Trumponomics", das er mit Arthur Laffer, dem Altstar unter den republikanischen Ökonomen, verfasst hat. Darin behaupten die Autoren, die Steuerreform des Präsidenten werde das Wachstum auf sechs Prozent verdreifachen. Dass sich die Prognose nicht ansatzweise als richtig erwies, ist aus Sicht Moores die Schuld der Notenbank.

Tatsächlich ist es Trump trotz vieler Einschüchterungsversuche bisher nicht gelungen, die Fed zur vorbehaltlosen Unterstützung seiner aggressiven Wachstumspolitik zu zwingen. Das ist für ihn auch deshalb besonders ärgerlich, da sich 2017 die seltene Möglichkeit bot, gleich fünf der sieben Vorstandsposten neu zu besetzen. Doch seine Kandidaten fielen entweder bei der Anhörung im Senat durch oder aber fühlten sich nach Übernahme des Jobs ihrem Amtseid mehr verpflichtet als ihrem Förderer. Mit der Berufung seines Ex-Wahlkampfberaters Moore will der Präsident nun dafür sorgen, dass die Fed den Leitzins nicht weiter erhöht, sondern im Gegenteil senkt.

Mit knapp 2,5 Prozent liegt der Tagesgeldzielsatz heute auf dem höchsten Stand seit Ausbruch der Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren. Historisch betrachtet ist das Zinsniveau aber immer noch sehr niedrig. Dennoch verlangt Moore, der keinerlei geldpolitische Erfahrung aufweist, von seinen möglichen künftigen Kollegen, eine sofortige Senkung des Leitsatzes um einen halben Punkt. Im vergangenen Dezember erklärte er gar: "Der gesamte Vorstand der Federal Reserve sollte wegen ökonomischer Kunstfehler rausgeworfen werden."

Kritiker halten dem 59-Jährigen vor, selten ökonomisch, dafür aber umso öfter parteipolitisch zu argumentieren. So habe derselbe Moore, der heute eine Lockerung der Geldpolitik verlange, die Fed zu Zeiten von Trumps Amtsvorgänger Barack Obama immer wieder scharf für ihre Niedrigzinspolitik kritisiert. Der Vater dreier Söhne ist zudem ein nimmermüder Vorkämpfer für Steuersenkungen, obwohl ihm in seinen wissenschaftlichen Arbeiten zu dem Thema wiederholt Fehler nachgewiesen wurden. Außerdem will er die Fed verpflichten, bei der Festlegung des Leitzinsniveaus weniger auf die allgemeine Inflationsrate als vielmehr auf die Entwicklung der Rohstoffpreise zu achten - eine Idee, die das Gros der Experten für Unfug hält.

Würde Moore tatsächlich berufen, wäre sein Einfluss zunächst begrenzt, denn er hätte im Zinsausschuss der Fed nur eine von zwölf Stimmen. Er selbst betont zudem, er sei zwar "großer Trump-Fan", aber mitnichten immer dessen Meinung. Und überhaupt: "Ich glaube nicht, dass jemand vernünftigerweise behaupten kann, ich sei ein Speichellecker Trumps. Ich bin es nämlich nicht."

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