Nahaufnahme:Signale vom Orakel

Nahaufnahme: Warren Buffett: "Man kann keine besser handelnden Manager haben als Greg und Ajit."

Warren Buffett: "Man kann keine besser handelnden Manager haben als Greg und Ajit."

(Foto: Scott Morgan/Reuters)

Die Finanzwelt rätselt wieder einmal über die Nachfolge von Warren Buffett. Der Investor macht nun Andeutungen.

Von Jan Schmidbauer

Der Investor Warren Buffett ist stets auf der Höhe der Zeit, anders häuft ein Mensch im Normalfall ja auch kein Milliardenvermögen an. Was seine Essgewohnheiten angeht, lässt sich der 88-Jährige bisher allerdings nicht von Trends leiten. Gesund, geschweige denn vegan, muss es für Buffett nicht sein, es muss nur schmecken. "Die niedrigsten Sterberaten gibt es unter Sechsjährigen", soll Buffett einmal gesagt haben. "Also habe ich entschieden, mich wie einer zu ernähren." Wobei er vermutlich einen Sechsjährigen mit sturmfreier Bude oder sehr entspannten Erziehungsberechtigten im Sinn gehabt haben dürfte.

An seinem Ernährungs-Mantra hielt der Milliardär auch am vergangenen Wochenende fest, als er wie jedes Jahr zur Hauptversammlung seines Investment-Konglomerats Berkshire Hathaway nach Omaha/Nebraska lud. Buffett, diesen Eindruck erwecken zumindest die zahlreich erschienenen Fotos, genoss den Auftritt in seiner Geburtsstadt. Die Investoren jubelten ihm wie gewohnt zu - und er lutschte dabei genüsslich an einem Milcheis.

Ansonsten nahm sich der Star der Veranstaltung in diesem Jahr aber auffallend zurück. So sehr, dass nun fleißig darüber spekuliert wird, wie lange Buffett seine Holding, in der er Vorstand, Verwaltungsrat und Investmentbereich in Personalunionen leitet, wohl noch anführen wird. Zwar antwortete der Investor nicht ein einziges Mal auf diese mehrmals vorgebrachte Frage. Doch es gab Zeichen. Mehrfach lobte Buffett überschwänglich zwei Herren, die ihm eines Tages nachfolgen könnten. "Man kann keine besser handelnden Manager haben als Greg und Ajit", sagte Buffett über Ajit Jain und Greg Abel, zwei Männer, die seit Anfang 2018 dem Berkshire-Verwaltungsrat angehören. Jain beaufsichtigt das Versicherungsgeschäft der Holding, Abel die übrigen Geschäfte. Beide stehen bislang aber nicht so sehr im Rampenlicht. Was passiert, wenn Warren Buffett abtritt oder eines Tages nicht mehr unter den Lebenden weilt, ist in der Finanzszene schon lange ein heiß diskutiertes Thema. Buffett leitet ja nicht nur Berkshire Hathaway. Er ist Berkshire Hathaway.

1964 stieg er dort ein. Berkshire stand damals noch nicht für eine milliardenschwere Investmentgesellschaft. Es handelte sich um ein angeschlagenes Textilunternehmen mit Sitz in Neuengland. Als die Geschäfte immer schlechter liefen, entschied sich Buffett für einen Schnitt und machte die Textilfirma zu einer Art Finanzhülle, die viele Jahre später Legendenstatus bekommen sollte: mit riesigen Beteiligungen und riesigen Renditen.

Zuletzt lief es bei Berkshire allerdings nicht ganz so gut, wie man es in der Finanzwelt einmal gewohnt war. Über die vergangenen zehn Jahre warfen die Anteile zwar immer noch einen Gewinn von insgesamt mehr als 250 Prozent ab, der amerikanische Aktienindex S&P 500 legte im gleichen Zeitraum allerdings um mehr als 300 Prozent zu. Es sind Zahlen, die gewiss nicht schlecht sind, aber dennoch am Mythos vom "Orakel aus Omaha" kratzen.

Besonders lastete zuletzt die Beteiligung am Fastfood-Konzern Kraft-Heinz auf der Bilanz. Das Geschäft des Ketchup-Herstellers läuft mies. Er hat sich nicht an die veränderten Ernährungsgewohnheiten angepasst. Und im Gegensatz zu Buffett hat manch Amerikaner inzwischen seine Leidenschaft für gesündere Ernährung entdeckt. Sorgen machen muss man sich um das Wohlergehen von Buffett und seiner Investmentgesellschaft aber nicht. Während im Vorquartal noch ein Verlust von 25,4 Milliarden Dollar da stand, verbuchte Berkshire nun wieder einen Gewinn von 21,7 Milliarden Dollar. Und: Die Gesellschaft sitzt weiterhin auf Barreserven in Höhe von 114 Milliarden Dollar. Darauf ein Eis.

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