App "Let's Yalla":Diese Münchnerin verkauft Restplätze in Flugzeugen

App "Let's Yalla": "Die Airlines haben uns zu Frühbuchern erzogen." Katharina Seehuber

"Die Airlines haben uns zu Frühbuchern erzogen." Katharina Seehuber

Jeden Abend um 20 Uhr stellen Katharina Seehuber und ihr Team einzelne Plätze zu Sonderpreisen ein. Die Flüge starten direkt am nächsten Tag.

Von Caspar Busse

Angefangen hat alles vor drei Jahren im Englischen Garten in München. Katharina Seehuber, heute 27, und Ori Hagai, 32, kamen beim Bier ins Gespräch, beide reisen gerne um die Welt. Hagai, Ingenieur aus Tel Aviv, erzählte von einem kleinen Anbieter aus Israel, der kurzfristig letzte Flugtickets mit Abschlag verkauft. Seehuber, die in München auf Lehramt studiert und derzeit an einer Promotionsschrift arbeitet, war begeistert. Die beiden beschlossen, so etwas auch in Deutschland aufzuziehen, und gründeten ein Unternehmen, das sie Let's Yalla nannten. "Yalla" gehörte vor einiger Zeit einmal zu den Jugendworten des Jahres und heißt auf Arabisch und Hebräisch so viel wie: Los, auf geht's.

Heute gibt es eine App für das Smartphone. Jeden Abend um 20 Uhr werden Restplätze zu Sonderpreisen eingestellt. Die Flüge starten am nächsten Tag von derzeit sechs deutschen Flughäfen mit verschiedenen Rückflügen innerhalb von sieben Tagen, die Buchung erfolgt per Smartphone, eine Reiseversicherung oder Gepäck zum Aufgeben können dazugebucht werden. Der Name der Fluggesellschaft erscheint erst im vorletzten Schritt, kurz vor dem Bezahlvorgang.

Die Idee ist - wie so vieles in der Online-welt - nicht völlig neu. Früher gab es an Flughäfen Last-Minute-Schalter, an denen letzte Tickets kostengünstig an Kurzentschlossene und Rucksacktouristen verkauft wurden, das ist lange her. Irgendwann waren die Manager der Fluggesellschaft der Meinung, dass das schlecht fürs Geschäft sei. Immer mehr Flugzeuge waren bis wenige Tage vor dem Start schlecht gebucht, die Kunden hatten auf kurzfristige Schnäppchen gehofft. Bis 2019 erwarten die Gründer 500 000 Nutzer.

Heute ist es bei vielen Gesellschaften so, dass diejenigen, die früh buchen, bessere Preise bekommen. Je näher der Abflugtermin rückt, desto teurer werden die Tickets. Lufthansa und anderen Airlines bieten viele Buchungsklassen mit beschränkten Kontingenten an, die dann schrittweise geschlossen werden. So ist ein innerdeutscher Flug einige Monate im Voraus für etwa 50 Euro zu haben, einige Tage vor Abflug vervielfacht sich der Preis. Sogenannte Stand-by-Tickets, also günstige Plätze für Kurzentschlossene, gibt es oft nur noch für die eigenen Mitarbeiter.

"Die Airlines haben uns zu Frühbuchern erzogen", stellt Seehuber fest. Trotzdem gibt es noch viele freie Plätze in den Fliegern, die Auslastung schwankt sehr, zwischen 50 und 80 Prozent, je nach Strecke und Airline. Restplätze wollen viele Gesellschafter aber nicht selbst anbieten, da sie sonst eine Kannibalisierung fürchten. Hier sehen Seehuber und ihr Mitgründer eine Marktlücke. Derzeit sind sie erst mit zwei Airlines im Geschäft, darunter Eurowings, noch ist das Angebot überschaubar. Aber weitere sollen bald folgen. "Wir stehen in Gesprächen", sagt Seehuber. Let's Yalla lebt dabei von einer Vermittlerprovision.

Die Zielgruppe für Let's Yalla sind Menschen zwischen 18 und 35 Jahren, die gerne kurzfristig verreisen und fast alles per Smartphone abwickeln. "Unsere Kunden sind sehr mobil und sehr spontan, es sind die, die schnell mal rauswollen", sagt Seehuber, die vom Chiemsee kommt, in München wohnt und selbst gerne fliegt. Am meisten wird übrigens am Donnerstag- und Freitagabend gebucht.

Ursprünglich wurde das Angebot für Air Berlin entwickelt, doch es gab große Schwierigkeiten. Die Airline konnte selbst am Vorabend nicht die Flugauslastung für den nächsten Tag angeben. Dann ging Air Berlin pleite. "Im Nachhinein hat es sich als Glück erwiesen, dass wir mit Air Berlin nicht ins Geschäft gekommen sind", so Seehuber. Jetzt soll verstärkt ins Marketing investiert werden. "Wir müssen berühmt werden", sagt Seehuber.

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