Berühmteste Hausfrau der USA:Martha Stewart verkauft ihr Imperium

The Comedy Central Roast Of Justin Bieber - Arrivals

Martha Stewart, die berühmteste Hausfrau der USA.

(Foto: AFP)
  • Martha Stewart, die berühmteste Hausfrau der USA - wenn nicht der Welt - verkauft ihre Firma für 350 Millionen Dollar.
  • Sie wird Kreativchefin, Aufsichtsrätin und Aktionärin der neuen Holding.
  • Stewart wurde mit ihren TV-Sendungen und Magazinen bekannt, in denen sie erklärt, wie man einen Haushalt perfekt führt.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Hausfrau. Das ist eine Berufsbezeichnung, mit der Martha Stewart, 73, überhaupt keine Probleme hat. Sie verwendet sie gerne für sich selbst in dem seltenen Fall, dass sich jemand weigern sollte, sie amerikanische Göttin oder wenigstens Vorzeigefrau der USA zu nennen - schließlich war sie auch schon Model, Börsenmaklerin und Journalistin. Vor allem aber zeigt sie den amerikanischen Frauen seit mehr als 30 Jahren in Büchern, Fernsehsendungen und Magazinen, wie das so funktioniert mit dem Kochen und Putzen und Waschen und Bügeln. Sie baute das Imperium Martha Stewart Living Omnimedia (MSLO) auf, brachte es 1999 an die Börse. Zeitweilig war es mehr als zwei Milliarden Dollar wert. Stewart selbst wurde zur ersten Selfmade-Milliardärin der USA.

Nun kauft die Sequential Brand Group (SBG) für 350 Millionen Dollar Marthas Laden - zahlbar in Aktien und in bar. "Das Potenzial und die Kraft dieser Marke sind größer als die Geschäfte", sagte Stewart, die Kreativchefin, Aufsichtsrätin und Aktionärin der neuen börsennotierten Holding von SBG und MSLO. "Ich arbeite hart und habe immer noch viel Energie." Der Verkaufserlös dürfte reichen, damit Martha Stewart wieder als eine der 50 reichsten Frauen Amerikas gilt. In der Forbes-Liste vom Mai fehlt sie.

Für fünf Monate musste sie ins Gefängnis

Hausfrau war in den vergangenen Jahren noch eine der freundlichen Bezeichnungen. Für manche war sie schlichtweg eine Verbrecherin. 2004 wurde sie wegen Insiderhandels, Meineides, Verschwörung und Behinderung der Justiz zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt. Sie zerbrach jedoch nicht im Gefängnis, ganz im Gegenteil: Sie prahlte danach damit, dass die anderen Insassen sie "M. Diddy" genannt hätten. Im Magazin People war zu lesen: "Stewart hat die Zitrone der Gefängnisstrafe genommen und nicht nur Limonade daraus gemacht, sondern Zitronensoufflé." Nach ihrer Entlassung startete sie sogleich eine Fernsehsendung, veröffentlichte ein Buch und schloss Verträge für neue Produkte ab.

Die Umsätze sinken jedoch seit acht Jahren auf nur noch 142 Millionen Dollar 2014. Nur ein Mal in den vergangenen zwölf Jahren, 2007, erwirtschaftete das Unternehmen Gewinn. Das liegt daran, dass sich junge Frauen nicht mehr unbedingt sagen lassen wollen, wie das so funktioniert mit dem Kochen und Putzen und Waschen und Bügeln und der Begriff Hausfrau längst durch Vollzeit-Mami oder Familienmanagerin ersetzt worden ist.

Sie kümmert sich nun um die Lizensierung ihrer Produkte in China

Wer wissen will, wie man einen Kuchen dekoriert oder eine Hochzeit organisiert, der kauft sich nicht mehr Stewarts Magazine oder sieht ihre Fernsehsendungen an, sondern besucht Youtube, Pinterest oder die Seiten der angesagtesten Bloggerinnen. Seit drei Jahren gibt es keine Live-TV-Sendungen mehr, die Magazine sind lizensiert - nur die Haushaltswaren sorgen für zuverlässige Einnahmen und machen etwa 40 Prozent des Umsatzes aus. Wenn es um zuverlässige Produkte für den Haushalt geht, vertrauen offensichtlich noch immer zahlreiche Amerikanerinnen darauf, was Martha Stewart empfiehlt - und das sind Produkte von Martha Stewart.

An dieser Sparte ist SBG offensichtlich besonders interessiert, ohnehin gilt die Firma als Promijäger unter den Investoren und übernahm zuletzt die Schuhfirma von Jessica Simpson und das Klamottenlabel von Justin Timberlake. "Das Team ist intelligent und versteht das Potenzial und die unbegrenzten Möglichkeiten der Marke", sagt Stewart: "Ich freue mich darauf, mit ihnen zu arbeiten." Natürlich, sie wird nun Chief Creative Officer und soll die Lizenzierung ihrer Haushaltsgeräte in Ländern wie China vorantreiben. Also wieder mal ein neuer Job für Stewart, die eigentlich nur eines in ihrem Leben nie gewesen ist: eine Hausfrau.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: