Nahaufnahme:Noch drei Jahre

Nahaufnahme: Hasso Plattner: „Diese drei Jahre sollen meine letzte Amtszeit sein.“

Hasso Plattner: „Diese drei Jahre sollen meine letzte Amtszeit sein.“

(Foto: Uwe Anspach/dpa)

Hasso Plattner lässt sich ein letztes Mal zum Aufsichtsratschef von SAP wählen. Obwohl er die Altersgrenze überschritten hat.

Von Stefan Mayr

Nein, an Scharfblick mangelt es Hasso Plattner nicht. Beim Fototermin vor der Hauptversammlung der SAP SE fällt ihm auf, dass eine Frau im Pressepulk mit dem Handy knipst. "Mit dem iPhone?", fragt er und runzelt die Stirn. Dann hellt sich sein Blick auf: "Na gut, dann sieht man meine Falten nicht so." Plattner pur, nie um einen lockeren Spruch verlegen. 75 Jahre alt ist der Mitgründer des Software-Konzerns aus Walldorf inzwischen. Er kokettiert zwar mit seinem Alter, wirkt aber kein bisschen müde. Obwohl er die interne Altersgrenze überschritten hat, lässt er sich am Mittwoch nochmals von den SAP-Aktionären in den Aufsichtsrat wählen, dessen Vorsitzender er ist. Diesmal nur noch für drei statt fünf Jahre - und zum letzten Mal, wie er verspricht: "Diese drei Jahre sollen meine letzte Amtszeit sein."

2022 soll also Schluss sein - mit 78, nach fast 20 Jahren als Oberaufseher. Aber es ist nicht so, dass alle froh wären über die Nachricht. "Aus Kundensicht ist es gut, wenn eine Persönlichkeit wie Hasso Plattner SAP erhalten bleibt", sagt Marco Lenck, Chef des SAP-Anwenderverbandes DSAG. Vorstandschef Bill McDermott nennt Plattner in seiner Rede "einen der größten innovativen Köpfe aller Zeiten", auf einer Stufe also mit Leonardo da Vinci, Albert Einstein oder Thomas Edison.

Plattner war ein 28 Jahre junger Programmentwickler, als er 1972 mit vier IBM-Kollegen die GbR "System-Analyse und Programmentwicklung" gründete. Heute ist SAP mit 100 000 Mitarbeitern der größte Software-Konzern Europas und mit einem Marktwert von 135 Milliarden Euro das wertvollste Dax-Unternehmen - mit mehr als 40 Milliarden Vorsprung zu Siemens. 2018 stieg der Umsatz auf 24,71 Milliarden Euro, der Aktienkurs erreichte Ende April das Allzeithoch von 117 Euro und die Dividende für 2018 stieg auf 1,50 Euro - auch das neuer Rekord. Kann man sich als Aktionär mehr wünschen? Es gibt auch Kritik: Die Zufriedenheit der Kunden ist zuletzt stark gesunken. Zusätzlich herrscht Unruhe wegen des Abgangs dreier Top-Manager. Auch der Einstieg des aktionistischen US-Hedgefonds Elliott wirft Fragen auf. Fürchtet Hasso Plattner um sein Lebenswerk? Nein, sagt er. Er sieht das Unternehmen bestens aufgestellt.

Mit einem geschätzten Vermögen von elf Milliarden Euro könnte sich Plattner - wie die anderen Mitgründer - nur noch seinen Hobbys widmen. Aber das füllte ihn nicht aus. Er fungiert - neben dem Aufsichtsratsposten - noch als Chief Technology Advisor, gilt als Ideengeber, Vordenker und Antreiber bei SAP. Doch Zeit für Hobbys nimmt er sich auch. Demnächst will er mit seiner Tochter an der internationalen Segel-Regatta 52 Super Series teilnehmen. Zudem ist er einer der wichtigsten Förderer von Wissenschaft und Kultur in Deutschland. Seine Stiftung ermöglichte die Rekonstruktion des Palais Barberini in Potsdam, das eine Kunstsammlung beherbergt. Ebenfalls in Potsdam sitzt sein Hasso-Plattner-Institut, das Programmierer ausbildet. Dort hält der "Professor Dr.

h.c. mult." regelmäßig Vorlesungen. Unter Studenten fühlt er sich wohl - das Verlesen der organisatorischen Hinweise bei einer Hauptversammlung ist ihm dagegen eine Qual, das versucht er erst gar nicht zu verbergen. "Irgendwas stimmt da sprachlich nicht", sagt er ins Mikrofon, "Ich habe zuletzt zu viel Englisch gesprochen." Weil er in den USA lebt? "Hasso wohnt überall", sagt eine SAP-Mitarbeiterin. Er hat Wohnsitze in Potsdam, an der US-Westküste und in Südafrika.

Am Ende wird Plattner mit 92,8 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Kein berauschendes Ergebnis. "Das liegt daran", sagt Plattner, "dass ich mich nicht selbst wählen darf."

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