Nahaufnahme:Im Springbrunnen

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"Passive Anlage ist dabei, den Kapitalismus aufzufressen." Paul Singer.

(Foto: Bloomberg)

Paul Singer, Betreiber der Hedgefonds Elliott Management Corporation, weiß, wie man Manager ärgert.

Von Nikolaus Piper

Paul Singer hat ein Talent, sich Feinde zu machen. Genau genommen ist das sein Geschäftsmodell. Der 72-jährige New Yorker betreibt den Hedgefonds Elliott Management Corporation (EMC) und ist das, was man einen "aktivistischen Investor" nennt. Er kauft für wenig Geld Schuldtitel von Pleiteländern und versucht, von denen zu holen, was noch zu holen ist. Oder er erwirbt Aktienpakete schwächelnder Unternehmen, von denen er dann eine höhere Rendite und den Austausch des Managements verlangt. Seine Strategie beschrieb er im Handelsblatt so: "Wir steigen da ein, wo wir Einfluss nehmen können und nicht davon abhängig sind, dass die Märkte sich in eine bestimmte Richtung entwickeln."

Der jüngste Feind Singers heißt Klaus Kleinfeld. Der frühere Siemenschef führte bis vor Kurzem Arconic, einen großen Zulieferer für die Auto- und Flugzeugindustrie, den Kleinfeld 2016 selbst aus dem Alu-Konzern Alcoa heraus geformt hatte. Mit einem Anteil von 13,2 Prozent ist EMC größter Einzelaktionär. Weil die ersten Ergebnisse von Arconic mager ausfielen, führte Singer über Wochen eine aggressive Kleinfeld-muss-weg-Kampagne. Er richtete sogar eine Website (www.newarconic.com) mit lauter Anti-Kleinfeld-Stoff ein. Lange stand der Verwaltungsrat geschlossen hinter dem CEO, bis die Geschichte eine bizarre Wendung nahm: Ein Brief Kleinfelds über den Deutschlandbesuch Singers während der Fußball-WM 2006 wurde bekannt. Der Brief trieft von Häme und endet mit dem Satz: "Und nebenbei: 'Singing in the rain' ist wirklich ein wunderbarer Klassiker - auch wenn ich noch nie versucht habe, ihn in einem Springbrunnen zu singen." Der Vorwurf von Singers Anwälten, ihr Mandant solle durch "Anspielungen" unter Druck gesetzt werden, erscheint danach nicht ganz abwegig. Arconics Verwaltungsrat jedenfalls äußerte Zweifel an der "Urteilskraft" Kleinfelds und trennte sich von ihm. Bis heute rätselt die Fachwelt, was Kleinfeld geritten haben mag oder wer ihm zu dem Brief geraten haben könnte.

Aus dem Umfeld Kleinfelds hieß es laut Medienberichten, Singers Leute hätten ihrerseits den Manager bedroht.

Viele Firmen und Länder kennen Singer inzwischen: EMC etwa, ein Hersteller von Datenspeichern, von dem er die Abspaltung von Geschäftsteilen verlangte. Das Telekom-Unternehmen Polycom drängte er zur Übernahme eines Konkurrenten. Singers mit Abstand größter Fall aber war Argentinien. Das Land hatte sich 2002 nach einer schweren Wirtschaftskrise für zahlungsunfähig erklärt. Die meisten Gläubiger akzeptierten irgendwann ein Angebot der Regierung in Buenos Aires, 30 Prozent des Nennwerts der Anleihen zu zahlen. Nicht so Singer. Er führte einen jahrelangen Kampf vor diversen Gerichten, der schließlich mit 2,4 Milliarden Dollar Gewinn für ihn endete. Einer der Höhepunkte des Streits war der 2. Oktober 2012, als EMC in Ghana das argentinische Schulschiff Libertad beschlagnahmen ließ.

Unbestreitbar ist Singer ein Pionier. Der Sohn eines Apothekers aus Manhattan gründete seinen Hedgefonds bereits 1977, als so etwas an der Wall Street noch unbekannt war. Seither wuchs Elliott von 1,3 Millionen auf 31 Milliarden Dollar Anlagevermögen. Sein persönliches Vermögen schätzt das Magazin Forbes auf 2,7 Milliarden Dollar. Singer verdient aber nicht nur, er spendet auch mit vollen Händen: für die Rechte Homosexueller, für die Armen in New York, vor allem aber für konservative Anliegen. Er ist Republikaner und fördert die gegenwärtige Regierung Israels. Im jüngsten Wahlkampf stand er zunächst hinter dem Konservativen Marco Rubio und war ein militanter "Never Trump"-Republikaner. Im Februar verkündete dann Donald Trump selbst, dass Singer ihn jetzt doch unterstütze.

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