Nahaufnahme:Helfer der Bienen

Nahaufnahme: Omer Davidi: "Wir haben nach einem Markt gesucht, der eigentlich kaputt ist und auf dem man viel optimieren kann."

Omer Davidi: "Wir haben nach einem Markt gesucht, der eigentlich kaputt ist und auf dem man viel optimieren kann."

(Foto: Alexandra Föderl-Schmid)

Der Israeli Omer Davidi hat ein Start-up gegründet, das Imkern neue Technologien anbietet. Es ist nicht seine erste Firmengründung und wohl auch nicht die letzte.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Wie das mit den Bienen und der Bestäubung funktioniert, hat Omer Davidi als Kind gelernt. Mit Ende 20 hat sich der Israeli dann ganz intensiv damit beschäftigt. Gemeinsam mit dem Bienenzüchter Itai Kanot und der Produktmanagerin Michal Roizman hat er 2017 das Start-up Beehero in Tel Aviv gegründet. Weil Bienen durch den Einsatz von Pestiziden, Monokulturen und anderen Faktoren immer mehr dezimiert werden, will das Start-up der Natur auf die Sprünge helfen. Laut den Daten, die Beehero in den vergangenen Monaten gesammelt hat, sind in den vergangenen zehn Jahren 30 bis 40 Prozent der Bienenstöcke in Europa kollabiert, in den USA sogar 40 bis 50 Prozent.

Beehero wendet sich an Imker und bietet ihnen Technologie an, mit der sie ihre Bienenstöcke kontrollieren können. Das Unternehmen hat einen Sensor entwickelt, mit dem Temperatur und Feuchtigkeit gemessen und Geräusche aufgezeichnet werden. Durch bessere Kontrolle soll die Sterberate der Bienenvölker gesenkt werden.

Der Hauptfokus des Unternehmens liegt aber bei der Bestäubung: Beehero vermittelt Landwirten Bienenschwärme zur effektiveren Bestäubung, der Einsatz von Technologie soll zu einer besseren Ernte führen. Beehero verspricht um bis zu 35 Prozent bessere Erträge. Das Unternehmen hat selbst keine Bienenschwärme, sondern Verträge mit kommerziellen Bienenzüchtern, deren Schwärme dann zum Einsatz kommen.

Um die 100 000 Bienenschwärme stehen in den USA zur Verfügung, in Israel sind es etwa 20 000, ein Viertel der Bienenstöcke des Landes. In beiden Ländern ist das Start-up aktiv mit der Zentrale in Tel Aviv und einer Repräsentanz in Palo Alto im Silicon Valley. Das Bestäubungslabor ist in Italien. Zehn Mitarbeiter beschäftigt Beehero, das in diesem Jahr einen Erlös von einer Million US-Dollar erwartet.

Eineinhalb Jahre hat es gedauert, ehe die Daten gesammelt und aufbereitet waren. Bevor die Bienen ausschwärmen, wird das Umfeld genau analysiert: Berücksichtig werden Parameter wie die Pflanzenart, der Ort und das Wetter genauso wie die Qualität der zur Verfügung stehenden Bienenstöcke. Die Bestäubungsaktionen können in Echtzeit gemessen werden. "Wir haben ziemlich viel Zeit gebraucht, all die Daten zu sammeln, denn es gibt keine Informationen über Bienen. Wir haben mit zehn Bienenstöcken in Israel begonnen, jetzt gibt es Daten über 20 000. Dann haben wir viel Kraft und Konzentration auf den Algorithmus verwendet", sagt Davidi.

Er hat sich den Bienen zugewandt, "weil wir nach einem Markt gesucht haben, der eigentlich kaputt ist und auf dem man viel optimieren kann". Der 31-Jährige hat nach einem Studium der Computerwissenschaften in Israel bereits drei Start-ups in den Bereichen Energie, Landwirtschaft und Retail gegründet: "Zwei habe ich verkauft, eines habe ich zugemacht. Also hab ich auch ein Kreuz auf meinem Gürtel", sagt er in Anspielung auf seine Erfahrung als gescheiterter Unternehmer.

Aber Hindernisse zu überwinden, ist Davidi gewohnt. Er war israelischer Meister im Springreiten und reiste für Wettkämpfe rund um den Globus. Die Reiterei muss vorerst pausieren, weil er derzeit viel Zeit in den USA verbringt. Sein Turnierpferd genießt die wohlverdiente Rente auf einer Weide in Kfar Saba. Wenn sein derzeit einjähriger Sohn einmal ein Pony haben will, dann hofft der Vater, dass auch er wieder zum Reiten kommt.

Die nächsten zwei Jahre will sich Beehero auf die USA konzentrieren, weil es dort größere landwirtschaftliche Betriebe gibt. Dann will man sich Europa und Südamerika zuwenden. Ein deutscher Betrieb hat bereits Interesse signalisiert.

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