Nahaufnahme:Geldspritze fürs All

Nahaufnahme: „Wir können den Weltraum für weitere Investoren öffnen und damit auch für Tausende neue Astronauten“, verspricht der Multi-Milliardär Richard Branson.

„Wir können den Weltraum für weitere Investoren öffnen und damit auch für Tausende neue Astronauten“, verspricht der Multi-Milliardär Richard Branson.

(Foto: Bloomberg)

Richard Bransons Spacefirma Virgin Galactic geht an die Börse - über eine Investmentfirma. 600 Hobbyastronauten kommen damit ihrem Traum näher.

Von Dieter Sürig

Die Space-Milliardäre dieser Welt lassen sich in Leisetreter und Lautsprecher aufteilen: Da gibt es Amazon-Gründer Jeff Bezos, der in einem exklusiven Kreis eher bescheiden über seine Weltraumpläne mit Blue Origin spricht und es vermeidet, Termine zu nennen, die er nicht einhalten kann. Auf der anderen Seite Space-X-Chef Elon Musk, bei dem man trotz aller Erfolge ahnt, dass er sein Ziel, bis 2024 Menschen zum Mars zu schicken, wohl eher nicht schaffen wird. Und dann ist da der Brite Richard Branson, der seit Jahren ankündigt, mit seinem Raumschiff Spaceship Two private Astronauten ins All zu schicken, und dies ebenso regelmäßig verschiebt.

Nun kommt aber Bewegung in seine Weltraumpläne: Die Spacefirma Virgin Galactic soll mit der börsennotierten Investmentfirma Social Capital Hedosophia verschmolzen werden, wie Branson bekannt gab. Dies soll dem Unternehmen 800 Millionen Dollar einbringen. Zuerst hatte das Wall Street Journal (WSJ) darüber berichtet. Hinter der Investmentfirma, die dann 49 Prozent an dem neuen Unternehmen hält, steckt Ex-Facebook-Manager Chamath Palihapitiya aus Sri Lanka, der 100 Millionen Dollar einbringen will und auch persönliche Weltraumambitionen hat: "Ich kann meinen ersten Flug ins All kaum erwarten", so der 42-Jährige.

Mit der Fusion will Branson einen eigenen kostspieligen Börsengang vermeiden. Virgin Galactic würde damit trotzdem zur weltweit ersten börsennotierten Raumfahrtfirma, die selbst Astronauten ins All befördert. Der Boeing-Konzern ist zwar auch in der bemannten Raumfahrt aktiv, allerdings im Auftrag der Nasa. Der Verkauf der Anteile soll auch dazu beitragen, Virgin Galactic zu finanzieren, bis der regelmäßige Flugbetrieb Gewinn abwirft. Dem WSJ zufolge hat Bransons Spacefirma seit der Gründung 2004 bereits mehr als eine Milliarde Dollar eingesammelt.

Auf der Warteliste des Unternehmens stehen nach Angaben Bransons 600 Hobbyastronauten aus 60 Ländern, die jeweils für 200 000 Dollar für einige Minuten in die Schwerelosigkeit fliegen wollen, darunter Prominente wie der Popsänger Justin Bieber. Virgin Galactic hat dafür das Spaceship Two entwickelt, das Platz für sechs Passagiere bietet, und während des Fluges den suborbitalen Bereich erreicht, jedoch keine Erdumlaufbahn. Branson sagte am Dienstag, Virgin Galactic habe "große Fortschritte" in seinem Testflugprogramm gemacht und sei auf gutem Wege, mit den kommerziellen Flügen beginnen zu können - innerhalb eines Jahres.

Beim Absturz eines Raketenflugzeuges war 2014 ein Pilot ums Leben gekommen. Solche Rückschläge halten den 68-Jährigen aber nicht davon ab, weiter für seine Pläne zu trommeln: "Ich vermute, dass ich selbst im Frühjahr 2019 im Weltraum sein werde", hatte er vor einem Jahr der SZ gesagt - sein nächstes Buch werde er "in einem Liegestuhl auf dem Mond schreiben".

Im Februar hatte Bransons Spacefirma vom kalifornischen Flugplatz Mojave aus einen erfolgreichen Testflug absolviert, der zwei Piloten und eine Managerin des Unternehmens auf 90 Kilometer Höhe brachte. Vor einigen Wochen twitterte Branson, dass Virgin Galactic nun den jahrelang fast verwaisten Spaceport America in der Wüste von New Mexico beziehen werde, wo die Weltraumtouristen starten sollen. Die futuristische Location in der Nähe einer Kleinstadt, die seine Bewohner 1950 nach der Radioshow "Truth or Consequences" benannt hatten, diente bisher vor allem als Touristenziel und Filmkulisse.

Rivale Elon Musk hat Branson längst überholt: Er liefert Fracht zur Raumstation ISS, ist kurz davor, die ersten Astronauten zur ISS zu befördern - und hat bereits eine Mondumkreisung mit japanischen Touristen in Planung.

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