Nahaufnahme:Gelandet in Botswana

Nahaufnahme: Vasilis Koulolias: "Wir haben alle technischen Voraussetzungen. Wir müssen das nur klug miteinander verbinden."

Vasilis Koulolias: "Wir haben alle technischen Voraussetzungen. Wir müssen das nur klug miteinander verbinden."

(Foto: oh)

Warum ein Stockholmer Professor in Afrika eine autarke Siedlung mitten in der Wüste bauen will.

Von Theresa Parstorfer

Vasilis Koulolias, 55, möchte nicht auf dem Mars leben. Er hält nicht allzu viel davon, ein mit Technik vollgestopftes Refugium im Weltall zu schaffen, wie es der amerikanische Internet-Unternehmer und Tesla-Chef Elon Musk anstrebt. Viel sinnvoller sei es doch, findet Koulolias, erst einmal die Probleme der Menschheit auf der Erde zu lösen. Und so brachten die Mars-Pläne von Musk den gebürtigen Griechen auf die Idee, eine neuartige, voll vernetzte Siedlung in der afrikanischen Wüste zu errichten.

In Botswana will der Sozialunternehmer, der als Professor an der Universität Stockholm lehrt und dort das eGovLab leitet, bis zum Jahr 2022 diese Siedlung errichten. Sie soll sich selbst mit Strom, Nahrung und Wasser versorgen, ein 3D-Drucker soll die Teile für die Häuser herstellen, die dann anschließend ähnlich wie Lego zusammengesetzt werden. Bei Überschwemmungen sollen sich die Gebäude, die über Schwimmkörper verfügen, in Rettungsboote verwandeln. Ein autarkes Zuhause für 150 Menschen soll auf diese Weise entstehen, für Forscher, die diese neue Form des Wohnens erkunden, aber auch für Einheimische. Klappt alles, will Koulolias seine gedruckten Häuser später in ganz Afrika und auch anderswo errichten.

An seinem Institut in Stockholm beschäftigt sich ein interdisziplinäres Forscherteam schon seit Längerem mit der Frage, wie die Zukunft des täglichen Lebens aussehen könnte, in einer Zivilisation, die zunehmend mit den Folgen von Klimawandel, Naturkatastrophen und Bevölkerungswachstum zu kämpfen hat. "Wir haben alle technischen Voraussetzungen", sagt der Ökonom und Politikwissenschaftler, der an der University of Indiana studiert hat. Er meint damit neuartige Materialien, das Internet der Dinge, Robotik und künstliche Intelligenz. "Wir müssen das nur klug miteinander verbinden."

Warum aber baut er in Afrika? Warum nicht in Europa? Die mehr als 300 Sonnentage pro Jahr, die es in Botswana gibt, sollen die Energie für die Häuser liefern, in vertikalen Gewächshäusern sollen die Bewohner Gemüse anbauen und damit untereinander handeln. Nicht einmal gärtnerisches Geschick ist nötig, denn "das werden smarte Häuser. Bewässerung und Düngung werden von einer programmierten Zentrale im Eingangsbereich gesteuert werden", sagt Koulolias.

Die Ortswahl fiel aber auch deshalb auf Botswana, weil Koulolias sich selbst als Botswaner bezeichnet, "gefangen im Körper eines Griechen, der gerade in Schweden lebt." Im Jahr 2014 hat er als politischer Berater der Nationalversammlung Botswanas gearbeitet, kennt den amtierenden Präsidenten Mokgweetsi Masisi und sieht in dem afrikanischen Staat gute Voraussetzungen für einen neuen Lebensstil. "Botswana hat eine lange demokratische Tradition", sagt Koulolias. Die Stärkung der Demokratie, von Integration und Partizipation, ist ihm ein wichtiges Anliegen.

Natürlich klingen seine Pläne verrückt, das weiß Koulolias. Sein Lächeln bleibt jedoch verschmitzt, den Optimismus lässt er sich nicht nehmen. Überzeugt von seiner Vision hat der Professor aus Stockholm bereits Partner wie den amerikanischen Softwarekonzern Microsoft, die Technische Universität München und das Weltwirtschaftsforum. Auch die Vereinten Nationen unterstützen die Mission.

Zudem knüpft Koulolias gezielt Verbindungen zu Unternehmen in Botswana. Auch lokale Firmen sollen in das Projekt einbezogen werden, um die örtliche Wirtschaft zu stärken und einen Beitrag zur Entwicklung Afrikas zu leisten. "Natürlich brauchen wir auch Investoren ", sagt Koulolias, aber auch hier sei er sehr optimistisch, "alle werden ihren Platz in diesem Projekt finden".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: