Es kommt nicht oft vor, dass Susanne Klatten, 55, sich in der Öffentlichkeit selbst lobt. Auf die "Unternehmertum", das Zentrum für Innovation und Gründung an der Technischen Universität München (TUM), das es ohne sie nicht gäbe, ist sie hörbar stolz. "Das Netzwerk, das wir hier geschaffen haben, ist einzigartig", sagt Klatten am Dienstag in München. Einmal im Jahr treffen sich die Netzwerker zu einem Forum, es findet in der BMW-Welt statt. Klatten ist Großaktionärin des Autokonzerns, ihr Auftritt ein Heimspiel. Seit der Gründung 2002 hat sich die Unternehmertum zu einem perfekten Ökosystem für Gründer entwickelt. So wie es sich Klatten, Wolfgang Herrmann, Präsident der TU München, sowie Helmut Schönenberger, Geschäftsführer und Mitgründer der Unternehmertum, damals vorgestellt haben. Oder noch schöner: "Jedes Jahr bringt die Unternehmertum rund 50 Start-ups hervor, eines pro Woche", sagt Schöneberger. Das wollten die Gründer: den Gründergeist wecken, das Potenzial der Ingenieure und Naturwissenschaftler heben, die an der TUM ausgebildet werden. Eine Kultur schaffen, in der aus guten Geschäftsideen echte Unternehmen werden. Die Unternehmertum möchte die nächste Generation von Unternehmern auf den Weg bringen und sie dabei unterstützen, sie groß zu machen.
In einem Land, dessen Wirtschaft durch Konzerne und Familienunternehmen geprägt ist, sind Start-ups der Nachschub.
Klatten und Schönenberger sitzen auf einem Ledersofa auf der Bühne des Auditoriums und lassen sich befragen. Der Auftritt ist sorgfältig inszeniert, die Bühne mutet an wie ein Zimmer in einem Co-Working-Space: Sofa, Sitzsäcke, ein Couchtisch, Zeitungsständer, ein sehr grüner künstlicher Kaktus, über einem Sessel liegt ein Schaffell. Klatten trägt einen schmalen Hosenanzug und ein Shirt, blau und weiß, wie die Farben des Konzerns. Sie spricht frei, ist aber auf die Fragen des Moderators vorbereitet, neben ihr liegen große weiße Karten mit Notizen.
"Die Unternehmertum ist ein Heim für junge Menschen, die gründen wollen", sagt Klatten. Ein gutes Heim biete einen sicheren geschützten Platz, wo man aufgenommen und ermutigt werde, wo man konstruktive Kritik bekomme und wertvollen Rat, wo man gefordert werde und so lange bleiben könne, bis man die ersten eigenen Schritte gehen könne.
Wenn die Unternehmertum ein Heim ist, dann ist Susanne Klatten die fürsorgliche Heimgeberin. Den Grundstein legte sie 2002 mit der Unternehmertum GmbH. Um sie herum haben sich in den vergangenen Jahren weitere Firmen angesiedelt: die Werkstatt Maker Space, ein Risikokapitalgeber. Es gibt Angebote wie Startup Talents, die Entrepreneurs Night, das Forum und jede Menge Pitches. Ein paar Millionen Euro sind in das Gründerzentrum geflossen, nicht nur das Geld von Klatten. Auch andere Firmen haben sich beteiligt, wie SAP oder Conti. Es gibt Sponsoren und Stifter und Firmen, die Maschinen für die Werkstatt stellen. Solche Investitionen sind kein reiner Altruismus.
Klatten will das wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Umfeld erhalten, in dem Firmen gedeihen. "Jede gute Idee hat eine gesellschaftliche Relevanz", sagt Klatten. Das gilt für die Unternehmertum und auch für die Start-ups, die sie hervorbringt. "Wir haben hier junge kreative Leute, die Verantwortung übernehmen. Das ist es, was Unternehmer ausmacht." Gute Unternehmer, sagt Klatten, motivierten andere, Ähnliches zu tun. "Sie bringen sich in die Gesellschaft ein." Solche Sätze klingen wie eine Selbstdarstellung. Klatten will Vorbild sein. Über ihre Gesellschaft Skion ist sie an mehreren Firmen beteiligt, darunter Altana. Über die Initiative Skala fördert sie gemeinnützige Organisationen.