Nahaufnahme:Auf dem Trocknen

Nahaufnahme: Bernd Schmitz: „Die Landwirte waren entsetzt. Das ist doch nur Bittstellerei.“

Bernd Schmitz: „Die Landwirte waren entsetzt. Das ist doch nur Bittstellerei.“

(Foto: imago)

Bauer Bernd Schmitz hat stark unter der Dürre im vergangenen Jahr gelitten. Wie er mit den Folgen zurechtkommt.

Von Hans von der Hagen

Mit der Milliarde hat Bauer Bernd Schmitz so seine Probleme. Eine Milliarde Euro hatte Bauernpräsident Joachim Rukwied gefordert, um die Ernteausfälle auszugleichen, die viele Bauern nach der anhaltenden Trockenheit erlitten haben. "Die Landwirte waren entsetzt", sagt Schmitz, der seinen Hof östlich von Bonn hat. "Das ist doch nur Bittstellerei." Schmitz, der selbst aktiv ist in der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, verfasste seinerzeit zusammen mit Kollegen eine Art Gegenschreiben: Sie appellierten darin vor allem an die Verantwortung der Molkereien, der Schlachthöfe oder des Einzelhandels. Über faire Preise lasse sich die existenzgefährdende Situation kurzfristig besser in den Griff bekommen, hieß es da. Passiert ist dann leider nichts.

Der Hof von Schmitz, Familienbetrieb, 50 Kühe, 80 Hektar Land, liegt am Rande Nordrhein-Westfalens, direkt an der Grenze zu Rheinland-Pfalz. Für beide Bundesländer sei die Gegend die trockenste Region gewesen, weil sie im Regenschatten des Siebengebirges liege, erzählt Schmitz. Der Boden sei im Herbst so trocken geworden, dass es teils nicht mehr möglich gewesen sei, die Wintersaat für 2019 überhaupt noch in die Erde zu bringen. Spricht man ihn auf das Thema Dürre an, dann antwortet er wie viele andere Bauern auch: Wohl und Wehe hätten oft nur wenige Kilometer auseinandergelegen. Entweder weil mancherorts kräftige Gewitter halfen, oder weil sich an tiefer gelegenen Stellen manchmal noch etwas Feuchtigkeit hielt. Bei Bauer Schmitz blieb der Aufwuchs allerdings selbst in den Senken minimal.

Was er erntet, verwendet er als Futter für seine Kühe. Vergangenes Jahr hat es nicht gereicht. Vier Monate lang musste Schmitz Futter zukaufen, das den Biostandards genügte, nach denen er produziert. Das Futter war mehr als doppelt so teuer wie üblich, sodass Bauer Schmitz damit fast die Einnahmen eines halben Jahres wegbrachen. Weil er im Gegenzug für seine Produkte trotzdem nicht mehr Geld bekam, stellte Schmitz im Herbst doch den Antrag auf Dürrehilfe, so wie es bis Mitte Januar bundesweit mehr als 9460 weitere Landwirte taten. Insgesamt wurden so 393 Millionen Euro beantragt - deutlich mehr also als die von Bund und Ländern insgesamt zur Verfügung gestellten 340 Millionen Euro. Bis Ende Januar wurden Anträge mit einem Volumen von insgesamt knapp 84,5 Millionen Euro bewilligt.

Der von Bauer Schmitz war allerdings nicht dabei, jedenfalls hat er bislang noch nichts von den Behörden gehört. Ohnehin sind seine Erwartungen gering: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das etwas wird", sagt er. "Für die Futterkäufe habe ich mich nicht verschuldet, sondern das Geld verwendet, das ich für die gesetzlich vorgeschriebenen Investitionen in diesem Jahr zurückgelegt hatte." Ohne Kredite aber wird der Antrag wohl wegen fehlender Bedürftigkeit abgelehnt werden. Wie er jetzt aber beispielsweise die vorgeschriebene neue Technik zur Ausbringung von Gülle finanzieren soll, ist ihm schleierhaft. "Dafür werde ich nun einen Kredit aufnehmen müssen."

Kürzlich sprach Schmitz mit einem Brunnenbauer. Der habe ihm erzählt, dass der Boden in der Gegend bis in etwa 40 Zentimeter Tiefe durchfeuchtet sei. Die nächsten 1,50 Meter seien allerdings trocken. Mit anderen Worten: Der Regen, der zuletzt fiel, helfe nicht wie sonst, einen Wasservorrat für das Frühjahr und den Sommer zu bilden. Vielmehr gleiche er noch immer nur die Ausfälle des vergangenen Jahres aus. "Ich habe einige Flächen, die ich normalerweise erst im Juni befahren kann, weil sie so feucht sind", erzählt Schmitz. "Dieses Jahr kann ich sie schon jetzt befahren. Das ist extrem beunruhigend."

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