Süddeutsche Zeitung

Nachhaltigkeit am Finanzmarkt:Kriterien für grüne Fonds

Die EU will eindeutige Vorgaben für Öko-Investments machen, damit Sparer nachhaltig anlegen können.

Von Björn Finke, Brüssel

Grün ist in. Aber was ist grün? Zumindest auf dem Finanzmarkt soll das demnächst klar geregelt sein. Die EU wird eine eindeutige Klassifizierung für Investmentprodukte wie Fonds oder Anleihen einführen. Nur wenn die Firmen, in die der Fonds Geld steckt, oder der Herausgeber der Anleihe von Brüssel festgelegte Kriterien erfüllen, darf das Investmentprodukt als umweltfreundlich beworben werden. Es ist die weltweit erste Klassifizierung dieser Art, und sie soll das Vertrauen der Anleger in grüne Investments stärken. Der Weg dahin war beschwerlich: Europaparlament und Ministerrat, das Entscheidungsgremium der Mitgliedstaaten, stritten erbittert über das Vorhaben. Am Donnerstagabend einigten sich beide Seiten schließlich auf einen Kompromiss, wie das System im Groben aussehen soll.

Ein Expertengremium der EU kann nun Details ausarbeiten und festlegen, welche wirtschaftlichen Aktivitäten grün sind und welche nicht. In zwei Jahren könnte die Regelung in Kraft treten. Sie gilt für alle Investmentprodukte, die in Europa verkauft werden. Wollen Fondsgesellschaften mit Umweltfreundlichkeit werben, müssen sie die EU-Klassifizierung nutzen und angeben, wie hoch der Anteil nachhaltiger Investments im Portfolio ist. Fonds und Anleihen, bei denen gar nicht der Anspruch auf Nachhaltigkeit erhoben wird, müssen extra darauf hinweisen, dass sie nicht die Klassifizierung verwenden. Außerdem wird die EU große Unternehmen zwingen, den Anteil ihrer umweltfreundlichen und -schädlichen Aktivitäten offenzulegen.

Ein Streitpunkt zwischen Parlament und einigen Mitgliedstaaten war die Frage, ob Kernkraft und Gas grün sind. Als Kompromiss sieht die EU-Klassifizierung jetzt drei Kategorien vor: "Grüne" Aktivitäten senken den Ausstoß an Treibhausgasen, hierunter fallen etwa Windkraftanlagen. Daneben gibt es die Kategorien "Übergang" und "Befähigen", bei denen der Beitrag zum Klimaschutz weniger stark ist. Kern- und Gaskraftwerke können es in die niedrigeren beiden Gruppen schaffen, aber nicht in die grüne Gruppe mit den höchsten Ansprüchen. Kohlemeiler finden in keiner Gruppe Gnade; ein Investment in Kohle ist gemäß der Brüsseler Regeln nicht mal ansatzweise nachhaltig.

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Quelle:
SZ vom 07.12.2019
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