Nachhaltigkeit:Aktivistin am Herd

Nachhaltigkeit: "Wenn man mehr über die Lebensmittel weiß, schmeißt man sie hoffentlich auch weniger leichtfertig weg", sagt Sophia Hoffmann.

"Wenn man mehr über die Lebensmittel weiß, schmeißt man sie hoffentlich auch weniger leichtfertig weg", sagt Sophia Hoffmann.

(Foto: Joseph Wolfgang Ohlert)

Sophia Hoffmann ist Köchin, Bloggerin, Buchautorin - und kämpft für einen bewussteren Umgang mit Lebensmitteln. Ihr Ziel: "Zero Waste" - möglichst kein Abfall in der Küche.

Von Marlene Thiele

Köchin, Autorin, Aktivistin - das sind Beruf und Berufung von Sophia Hoffmann, wenn man sie selbst danach fragt. Die Kochbuch-Autorin engagiert sich für eine ausgewogene Ernährung, die nicht auf Kosten der Produzenten, der Tiere und der Umwelt geht: "Vielen ist nicht bewusst, dass in der Lebensmittelindustrie nicht nur Umwelt und Tiere ausgebeutet werden, sondern auch Menschen."

Hoffmanns Bücher sind mehr als bloße Rezeptsammlungen: In "Vegan Queens", ihrem zweiten Buch, porträtiert sie zehn Köchinnen, Bäckerinnen und Unternehmerinnen, die sich für nachhaltige Ernährung und Produktion einsetzen. "Solidarität mit anderen Frauen sollte nicht an der Supermarktkasse enden", findet die 38-Jährige. Um noch mehr Frauen ein Forum zu bieten, hat sie das Konzept als Interview-Podcast im Internet fortgeführt. Für Sophia Hoffmann hängen soziale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und bewusste Ernährung zusammen. Sie engagiert sich für Geflüchtete, für NGOs wie Greenpeace oder den WWF und ist Botschafterin für Fairtrade Deutschland.

Doch auch mit weniger Einsatz lässt sich die Welt ein bisschen besser machen. "Jeder Kauf ist auch eine politische Entscheidung und in all diesen Bereichen gibt es noch eine Menge zu tun", sagt Hoffmann. Anfang des Jahres ist "Zero Waste Küche" erschienen, ihr drittes Kochbuch. "Zero Waste" bezeichnet den aktuellen Trend, keine Verpackungs- und Lebensmittelabfälle zu produzieren - eigentlich ein uraltes Konzept, schließlich wurden die Lebensmittel früher ganz selbstverständlich lose verkauft, mehlige Äpfel zu Apfelmus verarbeitet und kaputte Kleidung geflickt.

Heutzutage werde Essen immer weniger wertgeschätzt, findet Hoffmann. In ihrem Buch informiert sie über 40 Lebensmittel, die in Deutschland oft konsumiert und genauso oft weggeworfen werden, gibt Tipps zum nachhaltigem Einkauf, zur Lagerung, Haltbarkeit und natürlich zur Zubereitung. "Ich glaube, dass Wissen Macht ist. Wenn man mehr über die Lebensmittel weiß, schmeißt man sie hoffentlich auch weniger leichtfertig weg." Wie in ihren vorherigen Kochbüchern sind die Rezepte rein pflanzlich. Sophia Hoffmann ernährt sich seit acht Jahren weitestgehend vegan. "In dem Maß, wie wir tierische Produkte konsumieren, sind wir von der Spur abgekommen. Das hat nichts mehr mit Natürlichkeit zu tun." Der Verzicht auf tierische Produkte war für sie keine Entsagung, sondern eine spannende Herausforderung.

Seit Anfang des Jahres arbeitet Sophia Hoffmann als Köchin im Zero-Waste-Tageslokal Isla Coffee in Berlin. Den Weg zum hauptberuflichen Kochen fand sie über Umwege: Obwohl sie schon während ihrer Schulzeit in der Gastronomie arbeitete, machte Hoffmann danach erst einmal eine Ausbildung, studierte und sang in einer Band. Außerdem arbeitete sie als Musikjournalistin, begann einen Foodblog und legte als DJ auf - erst in München, später dann in Wien und schließlich in Berlin, wo sie nun schon seit zehn Jahren lebt. "2013 habe ich gemerkt, dass ich keine Lust mehr auf das Nachtleben habe." Also konzentrierte sich Hoffmann mehr auf ihren Foodblog, arbeitete in vegetarischen und veganen Restaurants und bildete sich durch Workshops und Praktika weiter.

Derzeit arbeitet Hoffmann gemeinsam mit einer Geschäftspartnerin an einem Business-Plan für ein eigenes Restaurant - natürlich mit pflanzlicher Küche, Zero-Waste-Konzept und sozialverträglichen Arbeitszeiten. Noch einmal etwas ganz anderes ausprobieren, will sie nicht: "Ich habe das Gefühl, angekommen zu sein", sagt sie. "Mit dem Kochen habe ich endlich mein Handwerk gefunden."

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