Nachfolger für Ben Bernanke bei Fed:Obama-Intimus Summers schmeißt hin

Lawrence Summers

Der frühere US-Finanzminister Lawrence Summers bei einem Vortrag in London

(Foto: dpa)

Der neue Fed-Chef wird nicht Lawrence Summers heißen: Der umstrittene Vertraute von US-Präsident Obama zieht sich aus dem Kandidatenrennen um die Nachfolge von Ben Bernanke zurück. Der frühere Finanzminister wurde lange als möglicher Chef der US-Notenbank gehandelt - doch die Kampagne seiner Gegner war nun erfolgreich.

Der frühere Finanzminister Lawrence Summers wird nicht neuer Chef der US-Notenbank Fed. Der seit Wochen als Nachfolger von Ben Bernanke gehandelte Vertraute von US-Präsident Barack Obama hat seine Kandidatur zurückgezogen. Der Spitzen-Ökonom begründete den Schritt mit einem heftigen Gegenwind gegen seine mögliche Nominierung. Das Verfahren, das zu seiner Ernennung führen würde, dürfte für ihn zu "bitter" werden, erklärte er. Summers wolle so möglichen Schaden von der Regierung, der Fed und der Wirtschaft abwenden. Obama sagte, dass er die Entscheidung des früheren Harvard-Präsidenten akzeptiere.

Summers galt neben der Fed-Vizechefin Janet Yellen als aussichtsreichster Kandidat für den Posten an der Spitze der Fed. Noch am Freitag hatte es geheißen, Obama wolle den Harvard-Ökonomen voraussichtlich bereits Ende kommender Woche nominieren. Das Weiße Haus dementierte allerdings. Die Amtszeit von Bernanke endet im Januar 2014.

Summers gilt als Vertrauter von Obama. Von Anfang 2009 bis Ende 2010 war der 58 Jahre alte Ökonom bereits sein Wirtschaftsberater. Unter dem ehemaligen Präsidenten Bill Clinton war Summers Finanzminister. Doch trotz oder gerade wegen seiner Verbindung zum Weißen Haus gilt Summers mögliche Nominierung als umstritten.

Senatoren gegen Summers

Ein breites Bündnis an Kritikern versucht mit Nachdruck, die Personalie zu stoppen. Mehr als 300 Ökonomen unterzeichneten einen Brief, in dem sie Obama drängen, Bernankes bisherige Stellvertreterin Janet Yellen für den Posten zu nominieren.

Auch eine Gruppe von Senatoren - zumeist Demokraten - hat Summers vorgeworfen, in den 1990er Jahren die Deregulierung der Finanzmärkte zu forsch vorangetrieben zu haben. Yellen gilt hingegen als ausgewiesene Arbeitsmarktexpertin und wäre die erste Frau an der Spitze der Fed. Ihr wird jedoch kein enger Draht zum Weißen Haus nachgesagt. Der Senat muss der Personalie zustimmen.

Als Nachfolger Bernankes käme auch der Fed-Veteran Donald Kohn infrage, der nach 40 Jahren in der US-Notenbank 2010 in den Ruhestand ging. Sollte ihn Obama zur Rückkehr bewegen, wäre er mit diesem Kandidaten auf der sicheren Seite: Fachlich genießt der 70-jährige Ökonom noch immer höchstes Ansehen.

Die Fed steht vor der wichtigen Aufgabe, den Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik zu gestalten. Bereits auf der Sitzung am kommenden Mittwoch könnte die Notenbank konkret die Drosselung des milliardenschweren Anleihekaufprogramms in Angriff nehmen. Schon seit Monaten hält die Finanzmärkte die Frage in Atem, wann die Fed ihre massive Geldflut zur Ankurbelung der Wirtschaft einzudämmen beginnt.

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