Süddeutsche Zeitung

Nach Rating-Warnung an Deutschland:Standard & Poor's droht Euro-Rettungsfonds

Erst werden die Staaten zum Ziel, dann ihre Hoffnung: Die Ratingagentur Standard & Poor's will nach Deutschland und anderen Staaten auch den Rettungsfonds EFSF überprüfen - und ihn gegebenenfalls abwerten.

Die US-Ratingagentur Standard & Poor's hat nun auch dem Euro-Rettungsfonds EFSF mit dem Entzug seiner Topnote AAA für die Kreditwürdigkeit gedroht. Der Fonds könnte um ein oder zwei Stufen abgewertet werden, teilte die Agentur mit. Die bisherige Topbonität ginge verloren, sollte eines der bisher mit Bestnote versehenen Mitgliedsländer der Euro-Zone herabgestuft werden.

Die Ankündigung ist logische Folge des Schrittes vom Montag, als die Agentur bekanntgab, das Rating von 15 der 17 Euro-Staaten zu überprüfen, ihnen also faktisch mit Herabstufung drohte, darunter auch Deutschland.

Das Rating des Euro-Rettungsfonds setzt sich aus dem der Staaten zusammen, die für seine Summen garantieren.

Die Mitgliedsstaaten können über den Fonds EFSF-Anleihen begeben und so an den Kapitalmärkten mehrere hundert Milliarden Euro aufnehmen - Geld, das überschuldete Staaten wie Griechenland oder Portugal nur noch zu extrem hohen Zinsen auf den privaten Kapitalmärkten leihen könnten.

Die Ratingagentur erklärte, sie werde prüfen, ob die Ergebnisse des EU-Gipfels Ende der Woche in Brüssel geeignet seien, das Vertrauen der Finanzmärkte wiederherzustellen. Deutschland und fünf anderen Euro-Staaten droht damit der Verlust der Topbewertung AAA; die Bestnote für Frankreich könnte sogar um zwei Stufen abgesenkt werden.

Als Begründung führte S&P die stockende Kreditvergabe, die schlechte Konjunktur sowie die "anhaltende Uneinigkeit" über die Strategie zur Beilegung der Schuldenkrise an. Eine Neubewertung könnte zu einer Herabstufung der Länder führen und deren Kredite verteuern. Europäische Politiker reagierten gereizt auf die Ankündigung von S&P, den Großteil der Euro-Zone herabzustufen.

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