Nach Verlusten:Siemens will Handysparte ausgliedern

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Die Verluste im Mobilfunk-Geschäft haben den Gewinn des Konzerns deutlich geschmälert. Der Geschäftsbereich soll nun mit neuen Partnern weitergeführt werden.

Das verlustreiche Handy-Geschäft hat beim Siemens-Konzern den Gewinn geschmälert.

Die Handys haben Siemens im vergangenen Quartal Verluste beschert - nun soll die Sparte ausgegliedert werden. (Foto: Foto: dpa)

Im zweiten Quartal des Geschäftsjahrs 2005 sank das Ergebnis nach Steuern auf 781 Millionen Euro, wie das Unternehmen in Lissabon berichtete.

Das entspricht einem Rückgang von 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Weniger Handys verkauft

Der neue Vorstandschef Klaus Kleinfeld kündigte eine Ausgliederung der Mobiltelefonsparte und eine Zusammenarbeit mit Partnern an. Wie stark sich die Verluste auf das Gesamtjahresergebnis auswirkten, sei schwer abschätzbar.

Im zweiten Quartal (Januar bis März) kletterte das operative Ergebnis um 2,0 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Der Umsatz verbesserte sich um 4,3 Prozent auf 18,6 Milliarden Euro.

Der Auftragseingang legte um 4,9 Prozent zu und lag bei 20,7 Milliarden Euro. Das Handy-Geschäft verringerte zwar die Verluste, lag aber immer noch mit 138 Millionen Euro im Minus.

Umsatz und Auftragseingang verschlechterten sich. Siemens verkaufte 9,3 Millionen Handys, nach 12,8 Millionen im Vorjahreszeitraum.

Schließung vom Tisch

Das Geschäft habe sich nicht von der Rückrufaktion wegen einer technischen Panne im vergangenen Jahr erholt, sagte Finanzchef Heinz-Joachim Neubürger.

Eine Lösung soll in Kürze vorliegen. Eine Schließung des Handy-Geschäfts mit rund 10.000 Mitarbeitern weltweit sei vom Tisch, sagte Kleinfeld. Mit mehreren Partnern werde jetzt intensiv über eine Zusammenarbeit verhandelt.

"Ich bin relativ happy mit dem Stand der Dinge." Namen wollte der Vorstandschef nicht nennen. Laut Medienberichten laufen Gespräche mit dem US-Konzern Motorola, der Nummer zwei auf dem weltweiten Mobilfunkmarkt.

Zweite Sorgensparte SBS

Siemens will offenbar die Mehrheit am Handy-Geschäft abgeben. Kleinfeld betonte, die Marke Siemens sei "extrem wertvoll" und bleibe erhalten.

Die Verluste im Handy-Geschäft drückten die Kommunikationssparte in die roten Zahlen. Im größten Siemens-Bereich fiel ein Verlust von 19 Millionen Euro an.

Die zweite Sorgensparte, der IT-Dienstleister SBS, verbuchte ein Minus von 129 Millionen Euro. Die Sparte Bahntechnik erwirtschaftete ein Plus von 4 Millionen Euro; im Vorjahreszeitraum war noch ein Verlust von 289 Millionen Euro angefallen.

Elf Bereiche machen Gewinn

Siemens habe "ein wahnsinnig stabiles operatives Geschäft", das Rückschläge einfach wegstecken könne, sagte Kleinfeld. Von den 13 Bereichen waren elf in den schwarzen Zahlen, "trotz der verhaltenen wirtschaftlichen Entwicklung in Europa".

Die größten Ergebnisbeiträge liefern erneut die Sparten Automatisierungstechnik (277 Millionen Euro), Kraftwerk (257 Millionen) und Medizintechnik (218 Millionen).

Kleinfeld sagte: "Ich stehe persönlich dafür ein, dass alle Unternehmensteile innerhalb der nächsten 18 bis 24 Monate auf Linie sind."

Kleinfelds Vorgänger Heinrich von Pierer hatte die Bereiche auf Rendite getrimmt und Margen vorgegeben. Siemens beschäftigt weltweit 440.000 Mitarbeiter, davon 164.000 in Deutschland.

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