Nach Mehrwertsteuererhöhung:Verbraucherstimmung bricht dramatisch ein

Nach dem Inkrafttreten der Mehrwertsteuererhöhung scheuen die Verbraucher vor neuen Anschaffungen zurück.

Der Rückschlag kam wie erwartet: Die Kauflaune der Deutschen hat sich zum Start ins Jahr 2007 prompt verschlechtert und auch die Stimmung der Unternehmen hat sich eingetrübt.

Nach Mehrwertsteuererhöhung: Im alten Jahr erledigten die die Verbraucher rasch noch Hamsterkäufe. Jetzt bricht der Konsum ein.

Im alten Jahr erledigten die die Verbraucher rasch noch Hamsterkäufe. Jetzt bricht der Konsum ein.

(Foto: Foto: dpa)

Das abgekühlte Verbrauchervertrauen ergibt sich aus der Januar-Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK. Zudem weist der ifo-Geschäftsklimaindex als viel beachtetes Stimmungsbarometer aus, dass die Firmen ihre aktuelle Geschäftslage schlechter als zuvor beurteilen.

Zuversichtlich für die weitere Zukunft

Beide Frühindikatoren zeigen aber auch: Verbraucher wie Wirtschaft sind zuversichtlich für den weiteren Aufschwung.

Forschungsinstitute sehen ebenfalls keinen Grund, ihre Prognosen nun hektisch zu überarbeiten. Sie bleiben dabei: Die deutsche Konjunktur wird nur vorübergehend eingetrübt.

Der mehrfach angekündigte Dämpfer im ersten Quartal wurde mit den neuen GfK-Zahlen mehr als deutlich. Die höhere Mehrwertsteuer hatte im vergangenen Jahr zu deutlichen Vorzieheffekten geführt.

Mögliche Preiserhöhungen hatten die Anschaffungsneigung der Deutschen zum Jahresende auf Rekordwerte getrieben.

Zurückhaltung bei neuen Anschaffungen

Nun folgte schlagartig die Gegenreaktion. Da die Konsumenten gegenwärtig noch unsicher sind über die weitere Preisentwicklung, halten sie sich mit neuen Anschaffungen vorerst zurück.

Der entsprechende GfK-Indikator rauschte um 65 Punkte nach unten, so stark wie noch nie seit 1980, dem Beginn der monatlichen Erhebung.

Die GfK-Experten sprechen allerdings von einer Momentaufnahme und stufen den Extrem-Rückgang als nur vorübergehend ein.

Verbraucherstimmung bricht dramatisch ein

Demgegenüber haben sich die Konjunkturerwartungen der Verbraucher und Unternehmen weiter aufgehellt.

Nicht ohne Grund, wie es etwa beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) heißt: "Die Story stimmt." Denn die Weltwirtschaft expandiert weiter und treibt den Außenhandel an, wovon Exportweltmeister Deutschland profitiert.

Vorzieheffekte bei Unternehmen

Zudem hat längst auch die Binnenkonjunktur Tritt gefasst. Die Unternehmen investieren kräftig, auch wegen der bis Jahresende geltenden besseren Abschreibungsbedingungen - was ebenfalls zu Vorzieheffekten führt.

Auch beim Privatkonsum wird erneut ein Plus erwartet, wenngleich schwächer als 2006. Die Mehrwertsteuererhöhung bringt den Konsummotor natürlich ins Stottern. Aber alle Konjunkturexperten gehen von einem deutlichen Jobzuwachs und damit von mehr Kaufkraft insgesamt aus.

Beschäftigtenzahl steigt

Insbesondere die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nimmt zu, was als Indiz dafür gilt, dass die Firmen den Aufschwung nicht als Strohfeuer abtun.

Allerdings geht selbst die Bundesregierung von einer weiter nur moderaten Lohnerhöhung aus. Im Entwurf des Jahreswirtschaftsberichts plädiert Schwarz-Rot für differenzierte Tariflohnabschlüsse auch in Aufschwungphasen.

Freilich gibt es Faktoren, die noch einen dicken Strich durch die Konjunktur-Rechnungen machen könnten. Eine stärkere Dollar-Abwertung als Exportbremse etwa oder eine schwächelnde US-Wirtschaft in Folge eines abrupten Rückschlags auf dem Immobilienmarkt.

Problematische US-Defizite

Belastung droht auch von der Ölpreis- und Zinsfront. Schließlich bergen globale Ungleichgewichte, vor allem die US-Defizite bei Haushalt und Leistungsbilanz die Gefahr massiver weltweiter Kapitalumschichtungen.

Für die FDP steht fest: "Dieser Konsumeinbruch wird als Merkel- Müntefering-Delle in die Geschichtsbücher eingehen." Wie die deutsche Wirtschaft wirklich ins neue Jahr gestartet ist, wird sich Ende April zeigen.

Die Prognosen für das Jahr schwanken zwischen Wachstumsraten von 1,7 und 2,1 Prozent. Nach den kräftigen 2,5 Prozent im vergangenen Jahr hat die Koalition die Hoffnung, dass zunehmend ein selbst tragender Aufschwung in Gang kommt.

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