Nach Landesbank-Affären:HSH Nordbank-Chef Kopper tritt vorzeitig ab

Hilmar Kopper HSH-Nordbank

Hilmar Kopper, Aufsichtsratsvorsitzender der HSH-Nordbank, gibt ein schwieriges Amt auf.

(Foto: dpa)

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Skandalbank gibt auf: Hilmar Kopper legt sein Amt bei der HSH-Nordbank nieder. Grund werden wohl die drei jüngsten Missgeschicke bei der maroden Landesbank sein.

Kristina Läsker, Hamburg

Es sollte seine letzte große Aufgabe werden. Die Krönung einer Karriere; ein Privatbankier, der eine marode Landesbank rettet. Doch jetzt fällt das Ende wenig glamourös aus. Hilmar Kopper tritt vorzeitig als Aufsichtsratsvorsitzender der HSH Nordbank ab. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung legt der 77-Jährige sein Amt nieder, wahrscheinlich schon zu Ende Februar.

Laut Vertrag hätte Kopper das Gremium bis Mai 2014 leiten sollen. Doch zuletzt hatte der Druck auf den Ex-Vorstandssprecher der Deutschen Bank stetig zugenommen - der Grandseigneur der Bankenszene schien nicht mehr in der Lage zu sein, die HSH zu kontrollieren.

Der vorzeitige Abgang dürfte im Interesse von Hamburg und Schleswig-Holstein liegen: Die Bank gehört den Nordländern zu 85,4 Prozent - und sie hat ihnen zuletzt große Sorgen bereitet. Allerdings signalisierten die Eigner auf Anfrage, dass sie den Abtritt nicht forciert hätten. "Es ist nicht richtig, dass sich die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein um einen vorzeitigen Rücktritt von Herrn Kopper als Aufsichtsratsvorsitzenden bemüht haben", teilten die Sprecher von Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher und Kiels Finanzministerin Monika Heinold mit. Kopper selbst äußerte sich nicht.

Es sind wohl die drei jüngsten Missgeschicke, die Kopper zu diesem Schritt veranlassen. Im Herbst hatte er überraschend den Bankchef Paul Lerbinger vor die Tür gesetzt. Diese Entscheidung hatte er autark getroffen; der SPD-Finanzsenator Tschentscher und die grüne Finanzministerin Heinold wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Beide trugen die Entscheidung mit Fassung mit, aber eines wurde deutlich: Der konservative Top-Banker ließ sich nur ungern von linken Politikern reinreden - und ließ sie das auch spüren.

Kopper war in mehr als 60 Aufsichträten

Lerbingers Rausschmiss lenkte davon ab, dass Kopper dessen Fehler mitgetragen hatte: Lerbinger hatte den staatlichen Rettungsschirm der Bank reduziert, von zehn auf sieben Milliarden Euro. Die Länder hatten diese staatliche Garantie 2003 erteilt und eine Kapitalspritze von drei Milliarden Euro gezahlt, um die Bank vor dem Aus zu retten. Lerbinger baute diese Garantie wieder ab und das erwies sich als teurer Schritt, der die Bilanz gehörig belastete.

Im November kam der nächste Schock. Die HSH teilte mit, dass sie durch faule Kredite - viele davon für Schiffe - in Schwierigkeiten geraten sei. Demnach müssten die Nordländer und damit die Bürger von 2019 bis 2025 für Verluste bis zu maximal 1,3 Milliarden Euro gerade stehen. Dazu zwingt sie der Rettungsschirm. Das muss auch Kopper verantworten. Er hatte - wie andere Banker auch - die Ausmaße der Schifffahrtskrise falsch eingeschätzt.

Schließlich hatte Kopper bei Personalien wenig Fortüne. Unter seiner Ägide kamen und gingen drei Chefs. Lange verband Kopper sein Schicksal mit dem Ex-Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher, gegen den jetzt zwei Staatsanwaltschaften ermitteln. Diese Woche distanzierte sich Kopper von dem Zögling, obwohl dieser stets seine Unschuld beteuert hat: Der Aufsichtsrat drängte den 49-Jährigen dazu, seinen Aufhebungsvertrag zu Gunsten der Bank zu ändern: Falls der Mathematikprofessor in einem Strafverfahren in Kiel verurteilt werden sollte, müsste er seine Abfindung von knapp vier Millionen Euro zurückzahlen.

Zuletzt gab es viele Zweifel, ob Kopper mit seinen 77 Jahren die notwendige Kraft aufbringen könnte, um die Bank wieder flott zu kriegen. In mehr als 60 Aufsichtsräten war der Sohn eines Gutsbesitzers aktiv - und ausgerechnet dieses Mandat zwingt ihn nun zur Aufgabe. Ein Posten, den Kopper als "besonders unangenehm" bezeichnet hatte. "Die Beseitigung des Mülls vergangener Affären ist anstrengend", sagte er 2010. Nun haben die Affären und ihre Folgen ihn eingeholt.

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