Nach Fabrikeinsturz:USA wollen Bangladesch Handelsvorteile streichen

Mehr als 1100 Menschen starben bei dem Einsturz einer Textilfabrik in Dhaka. Das Unglück löste eine breite Diskussion über die Arbeitsbedingungen in dem Niedriglohnland aus - und über die Verantwortung der Handelspartner. Nun wollen die USA Regierungskreisen zufolge Konsequenzen ziehen.

Die USA wollen als Konsequenz aus dem Textilfabrik-Unglück in Bangladesch eine Reihe von Handelsvorteilen für das asiatische Niedriglohnland streichen. Bedenken über Sicherheitsprobleme und arbeitsrechtliche Verstöße in Bangladeschs Textilindustrie hätten die amerikanische Regierung zu diesem drastischen Schritt bewogen, schreibt die New York Times unter Berufung auf Regierungsbeamte.

Sollte Bangladesch aus dem US-Programm für allgemeine Handelsvorteile herausfallen, würden für eine ganze Reihe von Produkten die Zölle steigen. Bisher kann das Land fast 5000 Produkte zollfrei in die Vereinigten Staaten ausführen. Dazu zählen Tabak, Sportartikel, chinesisches Porzellan, Plastikgegenstände und auch einige Textilien. Ein Großteil der Bekleidungsbranche des Landes wäre davon aber nicht betroffen.

Die Kampagne für saubere Kleidung kritisierte die Entscheidung der USA. Das sei "verlogen", sagte Maik Pflaum von der Clean Clothes Campaign (CCC). Die wichtigsten Akteure, um Arbeiterrechte vor Ort durchzusetzen, seien nicht Staaten, sondern die Auftraggeber wie Adidas oder H&M. "Sie bestellen und bezahlen, und sie können gute Arbeitsbedingungen durchsetzen." Die US-Regierung hätte zunächst die US-Unternehmen dazu bringen müssen, so in Bangladesch einzukaufen, dass gute Arbeitsbedingungen in den Zulieferfabriken möglich seien, sagte Pflaum. Handelserleichterungen zu streichen, sei erst der nächste Schritt.

In Bangladesch waren bei dem Einsturz einer Textilfabrik im April mehr als 1100 Menschen ums Leben gekommen. Das Unglück stieß eine Debatte über die Arbeitsbedingungen in Niedriglohnländern und die Verantwortung von Konsumenten in Industriestaaten an. Viele westliche Unternehmen, die in Asien Bekleidungsartikel produzieren lassen, sind unter Zugzwang geraten. Gefordert wird eine bessere Kontrolle von Brandschutz- und Gebäudesicherheitsmaßnahmen in Zulieferbetrieben sowie Mitspracherechte für die Arbeiter.

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