Nach Einigung bei Karstadt:Kapitalerhöhung verschreckt die Anleger

Einen Tag nach der Einigung auf ein Sanierungspaket bei Karstadt in Höhe von 760 Millionen Euro ist die Aktie des Warenhaus-Konzerns am Freitag stark unter Druck geraten. Analysten begründeten dies mit den Konditionen der jetzt geplanten Kapitalerhöhung.

Von Stefan Weber

Mit einem Verlust von zeitweise mehr als zehn Prozent war die Karstadt-Quelle-Aktie am Freitag der größte Kursverlierer unter den im MDax gelisteten Titeln.

Nach Einigung bei Karstadt: Baustellenschild vor einer Karstadt-Filiale in Hannover: Bei dem Warenhaus-Konzern laufen jetzt die Sanierungsarbeiten an.

Baustellenschild vor einer Karstadt-Filiale in Hannover: Bei dem Warenhaus-Konzern laufen jetzt die Sanierungsarbeiten an.

(Foto: Foto: dpa)

Analysten wiesen darauf hin, dass die von der Hauptversammlung am 22.November zu beschließende Kapitalerhöhung zu einer erheblichen Verwässerung des Ergebnisses je Aktie führen wird.

Die Aktionäre erhalten das Angebot, für je acht alte Aktien sieben neue Papiere zu erwerben. Der Bezugspreis wird voraussichtlich Ende November festgesetzt. Bei der geplanten Ausgabe von rund 93 Millionen neuen Aktien müsste der Bezugspreis mindestens 5,38 Euro je Aktie betragen, damit der angestrebte Emissionserlös von mindestens 500 Millionen Euro erreicht wird.

Gefahr der weiteren Verwässerung

Das Bankenkonsortium unter Führung von ABN Amro und Dresdner Bank hat sich jedoch lediglich verpflichtet, die neuen Aktien zu einem Bezugspreis von vier Euro je Aktie zu übernehmen. Sollte der Preis zwischen vier Euro und 5,38 Euro liegen, muss das Unternehmen zusätzliche Aktien ausgeben, wodurch die Ergebnisentwicklung weiter verwässert wird.

"Mit diesen Konditionen wollten wir allen Beteiligten signalisieren, dass die Kapitalerhöhung auf jeden Fall über die Bühne gehen wird", betonte Detlef Neveling, Leiter der Abteilung Investor Relations bei Karstadt-Quelle.

Madeleine Schickedanz und die Allianz als Großaktionäre haben sich bereiterklärt, aus der Kapitalerhöhung neue Aktien für insgesamt 280 Millionen Euro zu beziehen. Diese Zusage ist an die Bedingung geknüpft, dass die Handelsgruppe von den Banken eine Kreditzusage über 1,75 Milliarden Euro mit einer Laufzeit von drei Jahren erhält.

Endgültige Entscheidung Anfang November

Die Verhandlungen in dieser Sache befänden sich in einem "fortgeschrittenen Stadium", hieß es am Freitag aus Konzernkreisen. Eine endgültige Entscheidung werde voraussichtlich erst Anfang November fallen.

Dann soll auch ein bei der Unternehmensberatung Roland Berger in Auftrag gegebenes Gutachten vorliegen. Mit der NordLB, die dem Vernehmen nach kurzfristig aus dem Kreis der kreditgebenden Banken ausgeschert war, gibt es offensichtlich wieder Verhandlungen. Ausgeschieden sei dagegen die türkische AK Bank, heißt es im Umfeld des Handelsunternehmens. Deren Engagement wird jedoch als "sehr gering" beschrieben.

Kapitalerhöhung verschreckt die Anleger

In den Abwärtssog geriet Karstadt-Quelle an der Börse auch wegen des überraschenden Eingeständnisses, dass im Versandhandel seit Beginn des Monats Oktober "eine unerwartet hohe Einbuße zu verzeichnen ist".

Das Management wertet dies zwar als "vorübergehenden Effekt" im Zusammenhang mit der öffentlichen Berichterstattung über die Sanierung des Konzerns. Aber manche Beobachter fürchten, dass die von Konzernchef Christoph Achenbach Ende September geäußerte Umsatzprognose für 2004 in Gefahr geraten könnte: Mit einem starken vierten Quartal will der Konzern das bis Ende September aufgelaufene Umsatzminus von 6,7 Prozent auf minus 4,5 bis fünf Prozent drücken.

Milliardenverlust erwartet

Aus dem laufenden Geschäft wird ein Verlust von 160 bis 200 Millionen Euro erwartet. Einschließlich aller Belastungen aus der Restrukturierung wird der Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen nach Schätzung des Vorstands 1,3 Milliarden Euro betragen.

Karstadt-Quelle stellte unterdessen klar, dass die im Rahmen der Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern abgegebene Standortgarantie nur für 67 der 77 kleineren Warenhäuser gilt.

Die nicht benannten übrigen zehn Filialen machten zwar Verluste, würden aber nicht geschlossen. "Unabhängig von der Standortgarantie werden alle 77 Häuser gleich behandelt und ab Januar 2005 in eine neue Gesellschaft Karstadt Kompakt übergehen", betonte Helmut Merkel, der Vorstandsvorsitzende der Karstadt Warenhaus AG.

Neuer Eigentümer nicht an Zusage gebunden

In den 77 Filialen sind 7000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Beschäftigungsgarantie erstreckt sich aber nur auf die Zeit, in der die Häuser zum Karstadt-Verbund gehören. Ein neuer Eigentümer ist an die Zusage nicht gebunden.

In den nächsten drei Jahren will der Konzern 4000 Mitarbeiter im Warenhausbereich und 1500 Beschäftigte im Versandhandel abbauen. Bereits während der knapp vierjährigen Amtszeit des im Mai 2004 vorzeitig ausgeschiedenen Vorstandschefs Wolfgang Urban waren rund 10 000 Arbeitsplätze weggefallen.

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