Nach Drogerie-Pleite:Insolvenzverwalter attackiert Schlecker-Familie

Noch vor drei Jahren soll das Vermögen der Familie Schlecker fast drei Milliarden Euro betragen haben - nach der Insolvenz sind davon laut Medienberichten nur noch 35 bis 40 Millionen Euro übrig. Zu wenig offenbar, um vor der Zerschlagung der Drogeriekette noch finanzielle Hilfen zu leisten. Der Insolvenzverwalter erhebt schwere Vorwürfe.

Nach dem endgültigen Aus für die Drogeriekette Schlecker verfügt die Gründerfamilie Medienberichten zufolge zwar noch über bis zu 40 Millionen Euro. Sie verweigerte aber finanzielle Hilfen und ist deshalb mitverantwortlich für das Scheitern der Sanierung, wie der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz gegenüber dem Spiegel sagte. Eine Mitschuld am Ende des Unternehmens gab er auch der FDP.

Lars und Meike Schlecker

Lars und Meike Schlecker: Einem Medienbericht zufolge besitzt die Schlecker-Familie nach der Insolvenz noch 35 bis 40 Millionen Euro Privatvermögen.

(Foto: dpa)

Dass die FDP eine Bürgschaft wegen "parteipolitischer Probleme" für eine Transfergesellschaft ablehnte, "hat nicht nur uns den Garaus gemacht, sondern war auch eine Farce für die Betroffenen", sagte Geiwitz dem Magazin. Die FDP könne zwar aus ordnungspolitischen Gründen gegen eine Transfergesellschaft sein, doch dann müsse sie "auch die Konsequenzen klar benennen und nicht nur auf die Vermittler der Arbeitsagentur verweisen", warf er den Liberalen vor.

Geiwitz sagte dem Spiegel, noch kurz vor dem Beschluss über die Zerschlagung am Freitag habe er die Familie Schlecker gebeten, einen finanziellen Beitrag zu leisten. Anton Schlecker sei zwar offiziell vermögenslos. "Aber die Familie hat noch Vermögen, und ich habe gefragt, ob sie bereit sei, eine Verlustfinanzierung zu leisten." Es sei um sieben bis neun Millionen Euro für den Monat Juni gegangen. Doch die Familie "war entweder nicht bereit oder nicht in der Lage", diese Summe zu zahlen. Die Schleckers verfügen dem Handelsblatt zufolge auch nach der Insolvenz noch über ein Privatvermögen von 35 bis 40 Millionen Euro.

Die Schlecker-Kinder Lars und Meike sollen den Millionenbetrag mit ihrer Leiharbeitsagentur "Meniar" erwirtschaftet haben. Über das Subunternehmen seien rund 4300 zuvor entlassene Schlecker-Mitarbeiter zu deutlich schlechteren Konditionen in Leiharbeitsverträgen an Schlecker zurückvermittelt worden. Auf die Villa des Firmengründers Anton Schlecker haben die Gläubiger demnach keinen Zugriff, das Anwesen gehört Schleckers Frau. Schleckers Sportwagen seien dagegen Teil der Insolvenzmasse.

Geiwitz hatte am Freitag nach monatelanger Investoren-Suche die endgültige Zerschlagung der Kette bekanntgegeben. Betroffen sind rund 2800 deutsche Filialen mit 13.800 Beschäftigten. Die meisten Mitarbeiter sollen ihre Kündigungen bis Ende Juni erhalten, über einen Sozialplan soll verhandelt werden. Bereits im April hatten mehr als 10.000 Schlecker-Angestellte ihren Job verloren, derzeit laufen noch rund 4500 Kündigungsschutzklagen. Geiwitz zufolge schien in den vergangenen Wochen eine Investorenlösung mit dem Karstadt-Besitzer Nicolas Berggruen am wahrscheinlichsten. Allerdings gab es letztlich Bedenken "aufgrund der extremen Öffentlichkeitswirkung des Schlecker-Verfahrens", sagte Geiwitz dem Spiegel.

Der SPD-Abgeordnete Klaus Barthel erneuerte am Samstag die Forderung nach Gründung einer Transfergesellschaft für die Schlecker-Mitarbeiter. Der konservative Unternehmerverband Die Familienunternehmer wies dies zurück: "Die Kunden haben sich gegen einen Einzelhändler und sein Geschäftsmodell entschieden. Das muss die Politik als Marktentscheidung mündiger Verbraucher akzeptieren", erklärte Verbandschef Lutz Goebel in Berlin. Auch die FDP lehnt eine Transfergesellschaft weiter ab.

Geiwitz will am Montag mitteilen, welche Investoren welche Unternehmensteile übernehmen werden. Nach einem Bericht der Neuen Osnabrücker Zeitung soll die Schlecker-Tochter Ihr Platz unter einem neuen Eigentümer die 342 Schlecker-XL-Filialen übernehmen.

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