Nach der Insolvenz von Arcandor:Metro dringt auf Kaufhaus-Ehe

Das Bundeskartellamt kündigt eine genaue Prüfung des angestrebten Zusammenschlusses zwischen Kaufhof und Karstadt. Sanierer wollen den Konzern als Ganzes erhalten.

Caspar Busse und Stefan Weber

Nach dem Insolvenzantrag des Arcandor-Konzerns dringt Konkurrent Metro auf eine Fusion seiner Kaufhaus-Sparte Kaufhof mit Karstadt. Die Tür für Verhandlungen stehe offen, teilte Metro mit. Arcandor will die Gespräche dagegen zunächst auf Eis legen. Widerstand könnte es vom Kartellamt geben: Die Behörde will einen etwaigen Zusammenschluss nicht einfach absegnen.

Nach der Insolvenz von Arcandor: Filiale eines Metro-Grossmarktes in Berlin: Drängen auf die Kaufhaus-Ehe

Filiale eines Metro-Grossmarktes in Berlin: Drängen auf die Kaufhaus-Ehe

(Foto: Foto: ddp)

"Wir würden einen möglichen Zusammenschluss zwischen Kaufhof und Karstadt genau prüfen", sagte der Präsident des Bundeskartellamts, Bernhard Heitzer, der Süddeutschen Zeitung. Es gibt also weder eine Vorentscheidung, noch zeichnet sich eine schnelle Genehmigung ab. "Die wettbewerbliche Einschätzung ist derzeit noch völlig offen. Dieses ist der Metro signalisiert worden", fügte er hinzu. Heitzer widerspricht damit der Einschätzung von Metro-Chef Eckhard Cordes. Dieser hatte sich "ziemlich zuversichtlich" gezeigt, dass ein Zusammenschluss auch vom Kartellamt genehmigt würde. Es habe bereits erste Vorgespräche mit den Wettbewerbshütern gegeben, so Cordes. Kaufhof und Karstadt sind die letzten beiden großen Kaufhauskonzerne in Deutschland.

Sollte es zu einer Fusion der beiden kommen, wäre dies mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Fall für die europäische Wettbewerbsbehörde in Brüssel, da die Umsatzgrößen der beteiligten Unternehmen über der einschlägigen Grenze liegen. Heitzer will den Fall jedoch in Deutschland prüfen und sagte dazu: "Wir betrachten einen Zusammenschluss zwischen Kaufhof und Karstadt als einen rein nationalen Fall und würden uns - sofern die Unternehmen dies nicht selbst tun werden - um die Verweisung des Falles an das Bundeskartellamt bemühen." Er betonte: "Die Frage, ob ein Verweisungsantrag gestellt wird, entscheidet letztlich die Bundesregierung. Entsprechende Signale hat die zuständige Beschlussabteilung der Metro im Rahmen einer diesbezüglichen Anfrage gegeben."

Metro will mit aller Macht einen Zusammenschluss zu einer Deutschen Warenhaus AG. "Wir wollen einen starken deutschen Kaufhauskonzern bauen", sagte Cordes. Nach der Integration der Karstadt-Warenhäuser sei dann ein Börsengang denkbar, meinte der Manager, der auch einen "fairen Kaufpreis" in Aussicht stellte. Insgesamt will Kaufhof etwa 60 der insgesamt 91 Karstadt-Warenhäuser, die sich gut in das Filialnetz von Kaufhof einpassen lassen, übernehmen und einen größeren Teil der Arbeitsplätze sichern.

"Erst einmal auf Eis gelegt"

Arcandor äußerte sich nach dem Insolvenzantrag vom vergangenen Dienstag dagegen ablehnend. "Die Gespräche mit der Metro sind erst einmal auf Eis gelegt", sagte ein Konzernsprecher. Die Karten seien nach der Insolvenz neu gemischt worden, hieß es. Der Konzern stehe nicht mehr unter dem Druck, innerhalb weniger Tage eine Lösung zu finden. Der Insolvenzverwalter werde nun unter Berücksichtigung der Gläubiger-und der Arbeitnehmerinteressen alle Optionen neu überprüfen. Sollte es am Ende zu einem Verkauf oder einer Partnerschaft kommen, werde die Metro nur "einer von mehreren Gesprächspartnern" sein. Auch bei der Gewerkschaft Verdi stößt eine Kaufhaus-Fusion auf Skepsis, weil dabei möglicherweise viele Arbeitsplätze abgebaut würden.

Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick und der für die Erstellung des Insolvenzplans zuständige neue Generalbevollmächtigte Horst Piepenburg haben betont, dass der Konzern als Ganzes erhalten werden soll, also auch mit Karstadt. Mit dem Insolvenzantrag habe Arcandor neue Möglichkeiten, sagte Piepenburg. Drei Monate zahlt die Bundesagentur für Arbeit Löhne und Gehälter - das entlastet den Konzern um 250 Millionen Euro. Zudem hat der Insolvenzverwalter die Möglichkeit, teure Mietverträge zu kündigen. Das könnte Arcandor zusätzlich Luft verschaffen.

Branchenkenner halten es trotzdem für wahrscheinlich, dass Karstadt und Kaufhof am Ende zueinanderfinden. In Finanzkreisen hieß es, dass die Besitzer der Karstadt-Immobilien, unter ihnen Goldman Sachs, zahlungsfähige Mieter wollen und an einer raschen Übernahme von Karstadt durch Kaufhof interessiert seien. Unterdessen verschafft sich Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg einen ersten Überblick bei Arcandor. "Die Stabilisierung des Geschäftsbetriebs hat erste Priorität", sagte ein Sprecher von Görg.

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