Nach der Abwrackprämie:Das böse Erwachen

Staatliche Entscheidungshilfe: 2500 Euro zahlt die Regierung für jedes verschrottete Auto. Die Abwrackprämie hilft den Autoherstellern - aber nur in diesem Jahr.

Caspar Busse

Mitten in der bisher schlimmsten Wirtschaftskrise erhöht der Verband der Automobilindustrie VDA die Absatzprognose für 2009. Kein Wunder: Denn die von der Bundesregierung eingeführte Abwrackprämie hat eine bisher nicht dagewesene Kaufbegeisterung ausgelöst. 2500 Euro vom Staat für das alte, zu verschrottende Fahrzeug, dazu noch erhebliche Nachlässe der Autohersteller - das ist für viele Verbraucher Grund genug, endlich ein neues Auto anzuschaffen, Krise hin oder her. Allein im Juni stiegen die Neuzulassungen um 40 Prozent.

Abwrackprämie, ddp

Staatliche Entscheidungshilfe: Der Bund gibt je abgewracktes Auto 2500 Euro.

(Foto: Foto: ddp)

Doch das Erwachen für die Autoindustrie wird böse werden. Denn im kommenden Jahr kommt aller Voraussicht nach ein harter Absturz. Die Käufer ziehen angesichts des Staatszuschusses die Anschaffung eines Autos lediglich vor. Neue Nachfrage wird durch die Abwrackprämie kaum geschaffen. Diejenigen, die jetzt besonders von der Abwrackprämie profitieren, also der Volkswagen-Konzern mit seinen Marken VW, Seat und Skoda sowie Opel, Fiat und Ford, werden dann besonders leiden und sich etwas einfallen lassen müssen. Denn dass bis dahin die Nachfrage im Ausland den Rückgang auf dem deutschen Markt kompensieren wird, ist unwahrscheinlich.

Die Krise dürfte vielmehr noch tiefer werden. Schon jetzt machen die Hersteller nach Berechnungen von Experten im Durchschnitt mit jedem verkauften Fahrzeug einen Verlust von 1800 Euro. Das ist bedrohlich und wird schnell ins Verderben führen. Die bittere Wahrheit ist, dass Produktionskapazitäten reduziert werden müssen. Das heißt auch: Werke müssen geschlossen, Mitarbeiterzahlen reduziert werden. Da hilft eine staatliche Abwrackprämie nichts.

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